Politik Wort des Jahres: Keine Überraschung

„Geisterspiele“ (Rang acht der Wörterliste) heißen die sportlichen Begegnungen vor leeren Rängen, wie hier in Leipzig beim Spiel
»Geisterspiele« (Rang acht der Wörterliste) heißen die sportlichen Begegnungen vor leeren Rängen, wie hier in Leipzig beim Spiel gegen Bielefeld.

„Corona-Pandemie“ ist das Wort des Jahres 2020. Auch die Begriffe auf den Rängen dahinter zeigen, wie beherrschend das Virus und seine Folgen in diesem Jahr waren.

Manch einer mag es schon gar nicht mehr hören, würde sich vielleicht am liebsten seinen Mund-Nasen-Schutz über die Ohren ziehen. Aber die „Corona-Pandemie“ ist nun mal das alles und alle beherrschende Thema des zu Ende gehenden Jahres, so dass die Wahl des Begriffs zum Wort des Jahres alles andere als eine Überraschung ist. Wie dominant alles im Zusammenhang mit dem Coronavirus Stehende war und ist, zeigt auch die Liste der Wörter, die auf der von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) zusammengestellten Liste auf den Plätzen dahinter landeten: Acht von zehn Begriffen haben mit Corona zu tun. Zwischenzeitlich sei sogar erwogen worden, auf ein Ranking zu verzichten und alle zehn Begriffe einfach nur „Corona“ zu nennen, berichtete der GfdS-Vorsitzende Peter Schlobinski am Montag bei der Bekanntgabe des Wortes des Jahres.

„Verschwörungserzählung“ statt „Verschwörungstheorie“

Stattdessen tauchen auf den Plätzen nun Wörter auf, die innerhalb weniger Monate zum sprachlichen Allgemeingut wurden. Das gilt für den „Lockdown“ (Platz zwei) ebenso wie für „systemrelevant“ auf dem sechsten Platz oder die einen Rang dahinter platzierte „Triage“. Auch diejenigen, die dem Coronavirus seine Existenz absprechen und für die folglich alle Einschränkungen und Schutzmaßnahmen das böse Werk dunkler Mächte sind, werden bedacht. Denn sie sind Anhänger einer „Verschwörungserzählung“ (Platz drei). Den gängigeren Begriff „Verschwörungstheorie“ haben die Sprachwissenschaftler bewusst vermieden, weil eine Theorie auf wissenschaftlich begründeten Aussagen beruhe – was sich von den großteils wilden Konstrukten, denen Corona-Leugner anhängen, wahrlich nicht sagen lässt.

Zwei Nicht-Corona-Begriffe auf der Liste

Bei aller Dramatik der Lage zeigt sich, dass Krisenzeiten immer auch unser aller sprachliche Kreativität beleben. Das Resultat sind Neuschöpfungen wie „Corona-Krise“ oder „Corona-Hotspot“. Diese und andere Sprach-Neuheiten dürften länger in Gebrauch bleiben als beispielsweise das Wort des Jahres 2014. Oder was war nochmal mit einer „Lichtgrenze“ gemeint?

Dass es auch in Corona-Zeiten noch Themen jenseits des Virus gibt, dem tragen die Sprachwissenschaftler mit zwei Wörtern aus ganz anderen Gebieten Rechnung: Auf Platz vier findet sich „Black Lives Matter“, an neunter Stelle „Gendersternchen“. Den Abschluss der Liste bildet die inzwischen gängige Verabschiedungsformel „Bleiben Sie gesund!“. Dem ist auch an dieser Stelle nichts hinzuzufügen.

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