Politik Werbung auf weißen Segeln
In Australien ist ein Streit um das Wahrzeichen des Landes entbrannt. Das Opernhaus in Sydney soll Werbung für ein Pferderennen machen – und zwar auf seinen berühmten weißen Segeln. So schwebt es dem Veranstalter der Rennen sowie der Regierung des Bundeslandes New South Wales vor, in dem Sydney liegt. Die Direktorin der Oper wehrt sich dagegen. Das Gebäude solle nicht kommerzialisiert werden, dies könnte den Status als Weltkulturerbe gefährden, sagt Louise Herron. Gladys Berejiklian, die Ministerpräsidentin des Bundeslandes, hingegen ordnete vergangene Woche an, eine Werbeprojektion zuzulassen. Die Politikerin verspricht sich davon eine positive Wirkung auf Wirtschaft und Tourismus. Dabei ist das Opernhaus nach einem Bericht der Unternehmensberatung Deloitte von 2013 längst die wichtigste und am meisten geschätzte Marke Australiens. Sie würde der australischen Wirtschaft jährlich umgerechnet 474 Millionen Euro einspielen. Doch das scheint nicht genug. Der Entscheidung Berejiklians ging eine Kampagne des rechtskonservativen Radiomoderators Alan Jones voraus. Er forderte die Direktorin der Oper in einem Radiointerview gemeinsam mit einem Vertreter von Racing NSW, der für Pferderennen zuständigen Organisation, auf, die Oper für die Rennwerbung freizugeben. Die Oper gehöre allen Menschen in Australien. Louise Herron habe „kein Recht sie abzusperren“, wetterte Jones. Nun machen die Kritiker mobil. Für sie verstößt die Entscheidung den Regeln des Sydney Opera House, da sie damit eine „Werbetafel“ für die Renn- und Glücksspielindustrie schuf. Seit Freitag vergangener Woche haben mehr als 150.000 Menschen eine Online-Petition unterzeichnet, in der sie fordern, dass das Opernhaus „geschützt“ wird. Auch Sydneys Bürgermeisterin Clover Moore schloss sich dem Protest an: „Dies ist eine eklatante Kommerzialisierung von Australiens weltbekanntem Opernhaus für eine Industrie, die für Glücksspiel und Tierquälerei bekannt ist.“ Das 1973 eingeweihte Sydney Opera House wird von den Vereinten Nationen als „Meisterwerk der Architektur des 20. Jahrhunderts“ anerkannt. Es wurde im Jahr 2007 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt. Nun wartet man in Sydney darauf, was die Unesco-Verantwortlichen wohl davon halten, dass aus einem Meisterwerk eine profane Plakatwand werden könnte.