Kolumne WDR warnt vor Otto – Was soll das?
Das Leben ist gefährlich, es ist nur mit Vorsicht zu genießen. Damit das niemand vergisst, sind wir umzingelt von Warnhinweisen: auf Haarfärbemitteln („Produkt nicht zum Verzieren von Speiseeis verwenden“), auf Bügeleisen („Kleidung nicht am Körper bügeln“) und auf Kinderwagen („Kind vor dem Zusammenklappen entfernen“).
Wen wundert es da, dass sich der WDR um seine Zuschauer sorgt. Wer einen alten „Tatort“ mit dem Ruhr-Haudegen Schimanski in der Mediathek aufrief, wurde jüngst gewarnt, das Programm enthalte „Passagen mit diskriminierender Sprache und Haltung“.
„Diskriminierende“ Passagen
Aber nicht nur Heißsporn Schimanski ist dem WDR verdächtig. Neuerdings wird auch vor dem Friesenjung Otto Waalkes gewarnt. Anlässlich dessen 75. Geburtstags zeigt der öffentlich-rechtliche Sender Ausgaben der „Otto-Show“ aus den Jahren 1973 und 1974 im Internet. Vor die Videos wird dieser Warnhinweis geschaltet: „Das folgende Programm wird, als Bestandteil der Fernsehgeschichte, in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Es enthält Passagen, die heute als diskriminierend betrachtet werden.“
Seither wird gerätselt, welche Teile der 50 Jahre alten Sendung damit gemeint sein könnten. Geht es um Ottos „altes chinesisches Liebeslied“? („Das Stück heißt Ping-Pong. Die Frau verkörpert das kosmische Prinzip des Ping, während ihr der Mann dabei an den Pong fasst“). Oder um einen Witz über ..., ja über was eigentlich? („Du weißt, ein Wohnwagen ist zum Wohnen, ein Schlafwagen ist zum Schlafen und ein Volkswagen ist zum Volksen – aber nicht dabei erwischen lassen!“).
Sag keiner, wir wurden nicht gewarnt
Vorreiter in Sachen Warnhinweise sind – wie könnte es anders sein – die USA. Bei den US-Streamingdiensten gibt es kaum ein Video, das noch ohne Mahnung auskommt. Selbst vor der harmlosen Sitcom „King of Queens“ (1998 bis 2007) wird bei Amazons Prime Video gewarnt („Alkoholkonsum, Schimpfwörter, sexuelle Inhalte“).
Und was sagt Otto? Der rät in der „Bild“-Zeitung, vor Komik könne gar nicht genug gewarnt werden. Besonders die „Otto-Show“ könne „bei Konsumenten zu unkontrollierbaren Heiterkeitsausbrüchen und Lachmuskelkater führen“.
Dabei blödelte er schon vor Jahren: „Willst du dir den Tag versauen, musst du deutsches Fernsehen schauen.“ Sag also bitte keiner, wir wurden nicht gewarnt.