Fragen und Antworten Was bezweckt Israel mit dem Bodeneinsatz im Libanon?
Wann hat die Offensive begonnen?
Die israelische Armee teilte in der Nacht mit, sie habe am Montagabend mit „begrenzten und gezielten“ Bodenangriffen gegen Ziele der pro-iranischen Hisbollah im Südlibanon begonnen. Die Bodentruppen wurden demnach von Luftangriffen und Artillerie unterstützt. Schon mehrere Stunden vor der offiziellen Bestätigung durch die israelische Armee hatte die US-Regierung den Beginn von „begrenzten“ israelischen Bodeneinsätzen gegen die Hisbollah bekanntgegeben. Die israelische Armee veröffentlichte fast zeitgleich eine Mitteilung, wonach sie in drei Grenzorten im Norden Israels eine „militärische Sperrzone“ eingerichtet habe.
Die israelische Armee teilte nicht mit, wie viele Soldaten an der Offensive beteiligt seien. Sie verkündete allerdings, dass die 98. Division einschließlich Fallschirmjägern im Einsatz sei. Diese Division war zuvor im Gazastreifen stationiert, wo israelische Soldaten weiterhin gegen die radikalislamische Hamas und andere militante Palästinensergruppen kämpfen.
Gegen welche Ziele richten sich die Angriffe?
Die auf „präzisen Geheiminformationen“ basierenden Angriffe richten sich nach Angaben der israelischen Armee gegen Stellungen und Infrastruktur der Hisbollah im Südlibanon. „Diese Ziele befinden sich in Dörfern nahe der Grenze und stellen eine unmittelbare Bedrohung für israelische Gemeinden im Norden Israels dar“, erklärte die Armee. Israel fliegt schon seit Tagen massive Luftangriffe im Libanon gegen Ziele der mit der Hamas verbündeten Hisbollah. Dabei wurde am Freitag in einem Vorort der Hauptstadt Beirut der Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah getötet.
Welche Ziele verfolgt Israel mit den Bodeneinsätzen?
Die Hisbollah-Miliz hatte unmittelbar nach dem Hamas-Überfall auf Israel und dem Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober vergangenen Jahres damit begonnen, den Norden Israels nahezu täglich mit Raketen zu beschießen. Rund 60.000 Menschen mussten deswegen ihre Häuser und Wohnungen im Norden Israels verlassen. Israel reagierte immer wieder mit Luftangriffen. In den vergangenen Wochen verstärkte sich der gegenseitige Beschuss.
Am 18. September, noch während heftiger Gefechte mit Hamas-Kämpfern im Gazastreifen, hatte Israels Verteidigungsminister Joav Gallant bekanntgegeben, dass sich der „Schwerpunkt“ des Krieges für Israel nun nach Norden, also Richtung Libanon verlagere. „Es ist an der Zeit dafür zu sorgen, dass die Vertriebenen aus dem Norden in ihre Häuser zurückkehren können“, sagte er mit Blick auf die zehntausenden aus dem Grenzgebiet zum Libanon Geflüchteten.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu definierte die Rückkehr der geflüchteten Bewohner in den Norden Israels offiziell als ein weiteres Kriegsziel.
Wie reagiert die Hisbollah?
Nach dem von Israel gemeldeten Beginn der Bodeneinsätze hat die Hisbollah mehrere Raketen auf Israel abgefeuert. Am Dienstag wurde in Tel Aviv und anderen Städten im Zentrum des Landes Luftalarm ausgelöst. Die Hisbollah erklärte, sie habe den israelischen Militärstützpunkt Glilot und die Zentrale des Geheimdienstes Mossad in der Nähe von Tel Aviv mit Raketen beschossen. Die vom Iran unterstützte Miliz erklärte zudem, sie habe vorrückende israelische Soldaten im nordisraelischen Metula „mit Artilleriegeschossen“ und kurz darauf eine „Ansammlung feindlicher Soldaten“ in derselben Gegend mit Raketen angegriffen.
Die Hisbollah dementierte jedoch jegliches Eindringen israelischer Einheiten auf libanesisches Gebiet. Die israelischen Behauptungen seien „falsch“, sagte ein Sprecher dem Sender Al-Dschasira. Es habe noch keine direkten Gefechte am Boden zwischen Hisbollah-Kämpfern und israelischen Soldaten gegeben. Auch aus Kreisen der libanesischen Armee verlautete, es sei „kein Eindringen feindlicher Truppen auf libanesisches Territorium“ beobachtet worden.