Letzte Worte Was Benedikt XVI. in der Todesstunde gesagt haben soll

Aufgebahrt im Petersdom: der gestorbene emeritierte Papst Benedikt XVI.
Aufgebahrt im Petersdom: der gestorbene emeritierte Papst Benedikt XVI.

Mal amüsant, mal fromm : Letzte Worte großer Persönlichkeiten haben schon immer Interesse geweckt. Dabei ist Vorsicht geboten. Oft sind sie Teil der Legendenbildung.

Nach dem Tod des emeritierten Papst Benedikt XVI. gibt es Spekulationen über seine letzten Worte. Laut dem Portal Vatican News bestätigte sein Privatsekretär Georg Gänswein, dass Benedikt sechs Stunden vor seinem Tod auf Italienisch „Signore ti amo“ (Herr, ich liebe Dich) gesagt haben soll. Am Sterbetag hatte eine Papst Franziskus nahe stehende argentinische Journalistin berichtet, Benedikt XVI. habe auf Deutsch die letzten Worte „Jesus, ich liebe dich“ gesagt.

Schon bei Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. gab es unterschiedliche Versionen. „Ich bin froh, seid ihr es auch“, seien seine letzten Worte gewesen, hieß es zunächst 2005. In einem Protokoll über das Sterben des Pontifex steht, dass der Papst auf Polnisch „Lasst mich in das Haus des Vaters gehen“ gesagt habe.

Jahrhundertelang waren „Letzte Worte“ Teil der Sterbekultur. „Die Angehörigen erwarteten geradezu, dass Sterbende ein Abschiedswort hinterließen“, schreibt der Literaturhistoriker Werner Fuld in seinem „Lexikon der letzten Worte“. Gerade weil die Sterbenden an der Schwelle in eine andere Welt standen, habe man sich von ihnen einen Blick ins Unbekannte oder eine unverstellte Lebensbilanz versprochen.

Grauzone zwischen Wirklichkeit und Legende.

Gerade wegen dieser vermeintlich hohen Bedeutung wogte über viele letzte Worte ein Kulturkampf: Kirchenkreise behaupteten etwa, dass kritische Geister wie Casanova oder Rousseau auf dem Totenbett um Gottes Gnade gefleht hätten. Literaturexperten und Historiker raten deshalb zu Misstrauen: „Letzte Worte“ seien oft ein Teil der Mythenbildung – und damit angesiedelt in der Grauzone zwischen Wirklichkeit und Legende.

Nicht immer fanden bedeutende Geister in der Todesstunde angemessene Worte. So geschehen bei Goethe, dem ein bedeutungsvolles „Mehr Licht“ untergeschoben wurde. In Wirklichkeit soll der Dichterfürst seine Schwiegertochter aufgefordert haben: „Frauenzimmerchen, gib mir Dein Pfötchen.“ Noch enttäuschender klingt, worauf Goethes Diener Krause beharrte: „Es ist wahr, dass er meinen Namen zuletzt gesagt hat...er verlangte den Nachttopf.“

Schwer zu verifizieren

Auch der amerikanische Dichter Walt Whitman ist dafür ein gutes Beispiel: Jahrelang legte er sich eine geeignete Äußerung zurecht. Als sie ihm im entscheidenden Moment nicht mehr einfiel, starb er mit dem irdischen Wort „Scheiße“ auf den Lippen.

Wie schwer „Letzte Worte“ zu verifizieren sind, zeigt sich schon in der Bibel. Laut Matthäus- und Markus-Evangelium ist Jesus mit den verzweifelten Worten „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen“ gestorben. Lukas dagegen legt dem Sterbenden die vertrauensvollen Worte „Vater, in Deine Hände lege ich meinen Geist“ in den Mund. Und bei Johannes heißt es kurz: „Es ist vollbracht.“

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