Spionage Vorwürfe gegen israelischen Software-Hersteller

NSO soll versucht haben, sich über Whatsapp Zugriff auf Hunderte Smartphones zu verschaffen.
NSO soll versucht haben, sich über Whatsapp Zugriff auf Hunderte Smartphones zu verschaffen.

Mit der Überwachungssoftware Pegasus der israelischen Firma NSO sind laut Medienberichten noch stärker als gedacht Oppositionelle und Reporter ausgespäht worden.

So seien auf 37 Smartphones von Journalisten, Menschenrechtlern, deren Familienangehörigen sowie Geschäftsleuten Spuren erfolgreicher oder versuchter Angriffe entdeckt worden, berichtete ein internationales Journalistenkonsortium in einer Serie von Artikeln. An dem Journalistenkonsortium sind auch die „Süddeutsche Zeitung“, NDR, WDR und die „Zeit“ beteiligt.

Pegasus nutzt Sicherheitslücken in Smartphone-Software, um weitreichenden Zugriff auf Daten zu erlangen. NSO wies die Vorwürfe zurück und bestritt Details aus den Berichten. Pegasus werde „ausschließlich an Strafverfolgungsbehörden und Geheimdienste von geprüften Regierungen verkauft, mit dem alleinigen Ziel, durch Verhinderung von Verbrechen und Terrorakten Menschenleben zu retten“, betonte die Firma wie bereits nach früheren ähnlichen Vorwürfen. Die Artikel lösten dennoch Forderungen nach Aufklärung und strikteren Kontrollen im Geschäft mit Überwachungssoftware aus.

Facebook-Klage gegen NSO

Ausgangspunkt der Veröffentlichungen war ein Datensatz mit mehr als 50.000 Telefonnummern, den das Journalistenkonsortium gemeinsam mit den Organisationen Forbidden Stories und Amnesty International auswertete. Die Nummern sollen den Berichten zufolge offenbar von NSO-Kunden als potenzielle Ausspähziele ausgewählt worden sein. NSO bestritt dies in einer Antwort an die „Washington Post“, allein schon weil die Liste dafür zu lang sei.

Nach Darstellung des Journalistenkonsortiums legen die Recherchen des „Pegasus-Projekts“ nahe, dass Hunderte Journalisten, Menschenrechtler, Oppositionelle und Politiker ausgewählt wurden, um sie mit der Spionagesoftware zu überwachen. So stünden die Nummern von mehr als 180 Journalistinnen und Journalisten aus verschiedenen Ländern auf der Liste. Nummern deutscher Journalisten seien nicht darunter. Wie die Liste zu Forbidden Stories und Amnesty International kam, die sie dann mit den Medien teilten, blieb in den Berichten offen. Frankreichs Regierungssprecher Gabriel Attal sprach von einem „äußerst schockierenden Sachverhalt“ und kündigte Untersuchungen an. „Wir hängen sehr an der Pressefreiheit“, sagte er bei Franceinfo. Der Tageszeitung „Le Monde“ zufolge fanden sich in der Liste 30 Journalisten und Chefs von Medienunternehmen in Frankreich. Die Online-Plattform „Mediapart“ schrieb, Handys von zwei ihrer Journalisten seien 2019 bis 2020 mit Pegasus angegriffen worden. Dahinter stünden marokkanische Geheimdienste.

NSO wurde bereits vorgeworfen, mit Pegasus autoritären Regierungen das Ausspähen von Journalisten und Dissidenten ermöglicht zu haben. Facebook hatte NSO 2019 in den USA verklagt. Der Vorwurf: NSO habe versucht, sich über eine später geschlossene Sicherheitslücke bei WhatsApp Zugriff auf Hunderte Smartphones zu verschaffen. Unter den Zielpersonen seien Journalisten, Anwälte, Dissidenten, Menschenrechtler, Diplomaten und Regierungsbeamte gewesen. NSO wehrt sich vor Gericht. Die Firma betont, dass Verträge mit Kunden wegen des Verdachts von Menschenrechtsverletzungen gekündigt worden seien.

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