Hessen Volker Bouffier gibt Amt auf: Ausgleichender Landesvater

Holte die Grünen in die hessische Landesregierung: Volker Bouffier.
Holte die Grünen in die hessische Landesregierung: Volker Bouffier.

Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) zieht sich bei der Plenarsitzung am Dienstag im Wiesbadener Landtag von seinem Amt zurück.

Die Entscheidung zu seinem Abschied habe er bereits im vergangenen Juli getroffen, sagte Deutschlands dienstältester Regierungschef im Februar. Mit dem 70-jährigen Bouffier verliert die CDU einen Regierungschef, der in der Partei auch auf Bundesebene ein respektierter Machtfaktor war. Bouffier wird auch sein Landtagsmandat und zum 1. Juli den hessischen CDU-Vorsitz abgeben.

Gleich zwei große Herausforderungen nahmen Bouffier in den vergangenen Monaten in Beschlag. Die Corona-Krise dominierte seine Agenda als Länderchef – und im Streit um die Kanzlerkandidatur der Union spielte er eine zentrale Rolle im Hintergrund. Der von ihm gegen CSU-Chef Markus Söder unterstützte CDU-Vorsitzende Armin Laschet verlor jedoch die Bundestagswahl. Wie andere Unterstützer Laschets auch stand Bouffier seither ein wenig im Abseits.

Kein anderer Ministerpräsident länger im Amt

Die hessische Landespolitik prägte der am 18. Dezember 1951 in Gießen geborene Bouffier seit vier Jahrzehnten mit. Seit 1978 gehört er dem CDU-Landesvorstand an, 1991 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Im hessischen Landtag sitzt er mit einer kurzen Unterbrechung seit 1982, von 1999 bis 2010 war er hessischer Innenminister. Inzwischen ist kein anderer Ministerpräsident länger im Amt als er.

Einst wurde er als konservativer „Law and Order“-Mann beschrieben, präsentierte sich dann aber seit seiner ersten Wahl zum Ministerpräsidenten im August 2010 gern als ausgleichender Landesvater. Bouffier folgte damals in dem Amt auf den stets polarisierenden Roland Koch. Im Juni 2010 rückte er kurz vor seiner Wahl zum Ministerpräsidenten zudem als Nachfolger Kochs an die Spitze des CDU-Landesverbands.

Bei der Wahl 2013 stellte sich der verheiratete Vater dreier Kinder erstmals als Ministerpräsident dem Wählervotum. Dass Bouffier die Grünen in die Regierung holte, brachte neuen Schwung in seine politische Karriere. Das schwarz-grüne Wiesbadener Bündnis setzte er nach der Landtagswahl 2018 fort. Obwohl die Koalition seither eine knappe Mehrheit von nur einem Mandat hat, gilt sie als stabil.

Politisch beerben wird Volker Bouffier der bisherige Landtagspräsident Boris Rhein. Er wurde von CDU und Grünen offiziell als Kandidat vorgeschlagen.afp

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