Corona Umfrage: Schulen stark überlastet

Pandemie und Lehrermangel haben tiefe Spuren hinterlassen.
Pandemie und Lehrermangel haben tiefe Spuren hinterlassen.

Nach zwei Jahren Corona-Pandemie sehen sich einer aktuellen Umfrage zufolge viele Lehrkräfte in Rheinland-Pfalz, Hessen und im Saarland stark belastet.

Etwa vier von fünf Befragten aus den drei Bundesländern stufen ihre derzeitige Arbeitsbelastung als sehr hoch oder hoch ein, nur 17 Prozent halten sie für angemessen. Das geht aus Daten einer repräsentativen Forsa-Befragung im Auftrag der Robert-Bosch-Stiftung hervor, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Die drei Länder Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland wurden darin zur Region Mitte zusammengefasst, damit die Umfrage für die Region aussagekräftig ist.

Laut Deutschem Schulbarometer erleben sogar mehr als 90 Prozent der dort Befragten ihr Kollegium an der Schule als stark oder sehr stark belastet, nur fünf Prozent halten die Arbeitsbelastung für angemessen.

„Lehrer wird man aus Überzeugung“

Bundesweit arbeiten mehr als drei von vier Lehrerinnen und Lehrern (79 Prozent) in der Regel auch an Wochenenden; für die meisten ist Erholung in der Freizeit kaum noch möglich (60 Prozent). Etwa jede zweite Lehrkraft an einer deutschen Schule fühlt sich laut der Umfrage körperlich (62 Prozent) oder mental erschöpft (46 Prozent). Größte Herausforderungen sind aus Sicht der Pädagogen die Bewältigung von Corona und Corona-Maßnahmen (38 Prozent), der Lehrkräftemangel (26 Prozent) sowie das Verhalten und der mangelnde Lernwille ihrer Schüler (21 Prozent).

Laut Umfrage sind dennoch mehr als drei von vier befragten Lehrkräften in der Region Mitte noch immer zufrieden oder sogar sehr zufrieden mit ihrem Job (77 Prozent). „Lehrerin oder Lehrer wird man aus Überzeugung“, sagte Dagmar Wolf von der Bosch-Stiftung. „Aber chronische Überlastung macht auf Dauer krank und unzufrieden. Schulen benötigen deshalb dringend zusätzliches Personal“, warnte sie. Lehrkräfte stünden enorm unter Druck. Sie müssten nicht nur die Digitalisierung im Rekordtempo nachholen, Corona-Richtlinien überwachen und Lernrückstände aufarbeiten. Es gelte auch, den Fachkräftemangel abzufedern und eine steigende Anzahl von geflüchteten ukrainischen Kindern und Jugendlichen in die Schulen zu integrieren. Bundesweit besteht für 44 Prozent der Befragten ein Großteil des Unterrichts derzeit aus Krisenmanagement, das gilt vor allem für Haupt-, Real-, Gesamt- und Grundschulen.

Schüler mit Konzentrationsproblemen

Nicht nur in den Kollegien zeigen sich die Spuren der Corona-Belastung. Auch bei den Schülerinnen und Schülern beobachten laut Umfrage bundesweit fast alle Lehrkräfte (95 Prozent) seit Beginn der Pandemie zunehmende Verhaltensauffälligkeiten. Viele hätten wachsende Probleme, sich zu konzentrieren oder zu motivieren. Deutlich zugenommen hat laut Befragung auch die Aggressivität bei den Schülern. Allerdings werden der Umfrage zufolge nur an einem Drittel der Haupt-, Real- und Gesamtschulen und an jeder vierten Grundschule Sprechstunden von Schulpsychologen angeboten.

Die bundesweite Stimmungslage der aktiven Lehrerinnen und Lehrer könnte den bereits deutlichen Lehrkräftemangel verstärken: Mehr als jede zehnte Lehrkraft (13 Prozent) gab in der Befragung an, kürzer treten und ihre Unterrichtsstunden im kommenden Schuljahr verringern zu wollen, das gilt vor allem für Teilzeitkräfte. Laut Umfrage plant fast ein Drittel derjenigen, die aktuell 15 bis 20 Stunden unterrichten, das Deputat zu reduzieren (27 Prozent).

Das Meinungsforschungsinstitut Forsa befragte für das Schulbarometer vom 6. bis zum 18. April insgesamt 1017 Lehrkräfte. Die Lehrer wurden seit Pandemiebeginn zum vierten Mal befragt.

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