„Ibiza-Affäre“ Strache wehrt sich vor U-Ausschuss gegen Vorwürfe

Als Konsequenz aus der Affäre trat Heinz-Christian Strache als Vizekanzler und FPÖ-Chef zurück.
Als Konsequenz aus der Affäre trat Heinz-Christian Strache als Vizekanzler und FPÖ-Chef zurück.

Zum Auftakt des Untersuchungsausschusses zur „Ibiza-Affäre“ in Österreich steht das brisante Video im Fokus. Die wichtigste Frage der kommenden Wochen ist aber: War die Regierung von Sebastian Kurz käuflich?

Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat bei seiner Befragung am ersten Tag des Ibiza-Untersuchungsausschusses in Österreich den Vorwurf des parteipolitischen Postengeschachers zurückgewiesen. Der 50-Jährige erklärte am Donnerstag, dass er während der Regierungszeit von ÖVP und FPÖ lediglich geeignete Kandidaten etwa für Plätze in Aufsichtsräten vorgeschlagen habe.

Strache betonte mit Blick auf das Ibiza-Video, dass eine kriminelle Tätergruppe ihn seit Jahren habe vernichten wollen. Er vertritt weiterhin die Ansicht, dass der im Mai 2019 veröffentlichte Zusammenschnitt des Abends manipulativ gewesen sei und die Szenen aus dem Kontext gerissen worden seien. Seine Aussage, dass man Parteien auch am Rechnungshof vorbei finanziell unterstützen könne, verteidigte er aber. Er habe lediglich auf die Möglichkeiten hingewiesen, sagte Strache, dessen politische Karriere mit dem Ibiza-Video zumindest kurzzeitig beendet wurde.

„Korruptionstanz“ aufgeführt

Die wichtigsten Szenen des Zusammenschnitts haben sich bei vielen Österreichern ins Gedächtnis eingebrannt: Strache im hautengen T-Shirt, mit einer vermeintlichen Oligarchen-Nichte über Parteispenden und den Kauf der „Kronen Zeitung“ plaudernd. Sein früherer Parteifreund Johann Gudenus, der pantomimisch in der Position eines Schützen dem weiblichen Lockvogel klar machen will, mit welchen Produkten einer der angeblichen Spender reich geworden ist. Das alles wohl gefilmt von einer Gruppe, die nichts mehr als Straches vorzeitiges Karriereende herbeisehnte.

Das Video entstand im Sommer 2017 auf Ibiza. Der Chefredakteur der österreichischen Wochenzeitung „Falter“, Florian Klenk, sprach am Donnerstag im Untersuchungsausschuss von einem „Korruptionstanz“, den die Gesprächspartner aufgeführt hätten. Die „Süddeutsche Zeitung“ und der „Spiegel“ veröffentlichten im Mai 2019 einen mehrminütigen Zusammenschnitt der Aufnahmen und lösten damit ein politisches Beben in der Alpenrepublik aus. Nur kurze Zeit später war das Regierungsbündnis von ÖVP und FPÖ zerbrochen und Strache seine Ämter als Vizekanzler und FPÖ-Chef los.

Die FPÖ hat an Bedeutung verloren

Journalist Klenk hatte der „SZ“ und dem „Spiegel“ vor einem Jahr bei den Recherchen geholfen und dabei nach eigenen Aussagen das stundenlange Videomaterial gesehen. Klenk betonte, dass Strache in der verhängnisvollen Nacht auf Ibiza selbst immer wieder der vermeintlichen Oligarchen-Nichte Verlockungen angeboten habe. Strache betonte laut Klenk zwar immer wieder, dass alles legal sein müsse – gleichzeitig habe er sich aber auf Absprachen eingelassen. Strache erklärte, dass er „nie Geldleistungen von irgendjemandem angenommen“ habe.

Inzwischen geht die Ibiza-Affäre weit über den Abend auf der Baleareninsel und das Video hinaus. Seit Mai 2019 wird in Österreich ausgiebig über Parteispenden und mögliches Postengeschacher diskutiert, zudem spielte Strache noch die Hauptrolle in einem Spesenskandal. Die rechte FPÖ hat durch all das an Bedeutung verloren, die Möglichkeiten für Parteispenden wurden gesetzlich eingeschränkt.

Dubiose Vereine

Nun soll der Ausschuss weiter Klarheit in die Affäre bringen, vor allem mögliche Deals bei Postenvergaben während der Regierungszeit von konservativer ÖVP und rechter FPÖ (Dezember 2017 bis Mai 2019) stehen dabei im Fokus. Außerdem wird die Nationalratsabgeordneten wohl interessieren, welche der von Strache auf Ibiza erwähnten angeblichen Spenden von österreichischen Unternehmern an Parteien und am Rechnungshof vorbei tatsächlich geflossen sind.

Dabei dürften vor allem parteinahe Vereine eine entscheidende Rolle gespielt haben. Journalist Klenk berichtete im Ausschuss, dass er bei seinen Recherchen auf Vereine gestoßen sei, die keine Vereinstätigkeit nachweisen könnten, aber Geld erhielten. Schon kurz nach Veröffentlichung des Ibiza-Videos hatten mehrere Medien über solche Vereine berichtet, hinter denen auch die ÖVP von Kanzler Sebastian Kurz stecken soll.

Wird Kurz belastet?

Es dürfte daher spannend sein, ob neue Erkenntnisse des U-Ausschusses den jungen Kanzler belasten könnten. Bisher gelang es dem 33-Jährigen und seiner Partei stets, jeglichen Schaden in dieser Affäre von sich fern zu halten; die Quittung erhielten letztlich vor allem Strache und die FPÖ. Bei den Neuwahlen im Herbst 2019 konnte Kurz mehr Stimmen auf sich vereinen als beim Urnengang 2017.

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