Porträtiert Stephan Weil: Pragmatiker statt Polterer

Stephan Weil ist kein Mann schillernder Auftritte und polternder Reden in Bierzelten. Manche kritisieren ihn als farblos und spröde – aber er fährt als niedersächsischer Ministerpräsident bereits seit 2013 gut mit seiner unspektakulären Art, mit der er sich deutlich von Amtsvorgängern wie Gerhard Schröder (SPD) oder Christian Wulff (CDU) abhebt. Den Beweis dafür trat er am Sonntag erneut an.
Dabei war, gemessen am Bundestrend für die SPD, die Ausgangslage für den Amtsinhaber nicht sonderlich günstig, zumal die politische Stimmung im Land angesichts explodierender Energiepreise angespannt ist. Aber das ist für Weil nichts Neues. Schon bei der Wahl 2017 kämpfte er als Spitzenkandidat mit einem schlechten Bundestrend. Dass sich die SPD in Niedersachsen am Ende doch als stärkste Partei durchsetzte, schrieben Beobachter zu wesentlichen Teilen damals ihm zu.
Bodenständige Art kommt an
Weil ist bei vielen Menschen beliebt, seine bodenständige Art kommt an. Gepaart ist dies mit Begriffen wie Kompetenz und Erfahrung – sowie ursozialdemokratischen Botschaften. „Starker Staat in schweren Zeiten“ – so lautete eine der Kernbotschaften des Wahlkampfs seiner Partei.
Weils Durchbruch auf der landespolitischen Bühne liegt bald zehn Jahre zurück. Vor der Landtagswahl 2013 setzte sich der damalige Oberbürgermeister der Landeshauptstadt bei einem SPD-internen Mitgliederentscheid als Spitzenkandidat durch. Von vielen wurde er als langweilig belächelt. Er selbst aber machte aus der solide-spröden Art anschließend so etwas wie sein Markenzeichen.
Erklärter Fußballfan
Er liebe es einfach, sich mit guten Freunden in einer Kneipe in Hannover bei Matjes und Bratkartoffeln zu treffen, sagte Weil einmal. „Das ist genau die Umgebung, in der ich mich wohlfühle.“ Er ist zudem erklärter Fußballfan und Anhänger des Zweitligisten Hannover 96.
Wandern und Lesen gehören ebenfalls zu den Hobbys des Manns, der seit 35 Jahren mit einer Pädagogikprofessorin verheiratet ist. Gemeinsam hat das Ehepaar einen inzwischen erwachsenen Sohn. Von Haus ist Weil Jurist, er arbeitete unter anderem als Amtsrichter und Staatsanwalt. Später schlug er die Verwaltungslaufbahn ein, wurde Kämmerer und dann eben Oberbürgermeister von Hannover. Dieses Amt bildete das Sprungbrett in die Landespolitik. Insgesamt gilt der gebürtige Hamburger, der als Kind nach Hannover zog, als kompromissfähiger und pragmatischer Politikmanager. Medienwirksame Profilierung und offen ausgetragene Konflikte vermeidet Weil. Zugleich wird ihm dafür aber nachgesagt, hinter den Kulissen durchaus klar Positionen zu beziehen.