Islam Startschuss für Imame „made in Germany“

In Osnabrück am Dienstag eröffnet: das Islamkolleg Deutschland.
In Osnabrück am Dienstag eröffnet: das Islamkolleg Deutschland.

In Deutschland gibt es aktuell etwa 2500 Moscheegemeinden. Ihre Imame kommen meist aus dem Ausland. Das Islamkolleg Deutschland (IKD) in Osnabrück, das am Dienstag offiziell seine Türen öffnete, will dies ändern.

Die Broschüre des neuen Islamkollegs Deutschland (IKD) zur Ausbildung von Imamen ziert eine lächelnde Muslimin – und das ist durchaus als Statement zu sehen. Zwar stehe die Meinung, dass auch Frauen Imame werden könnten, im Islam bisher am Rande, aber sie existiere, sagte der Vorsitzende des Kollegs, Esnaf Begic, einmal. Prinzipiell wolle man einen „uneingeschränkten Zugang“ zu der Ausbildungsstätte gewährleisten.

Zwei Jahre Ausbildung

Predigtlehre, Koranrezitation, Seelsorge und Gemeindearbeit sind Kern des Lehrplans. Die Teilnehmer – vor der Ausbildung sollen sie ein Studium der islamischen Theologie abgeschlossen haben – bekommen hier die Praxis vermittelt – ähnlich wie in einem katholischen Priesterseminar oder evangelischen Predigerseminar. Die Ausbildung dauert zwei Jahre. Der erste Ausbildungsjahrgang besteht aus 55 Personen, davon 19 Frauen und 36 Männer. 18 von ihnen nehmen an der Imamausbildung teil, 17 an einzelnen Modulen und 20 an der islamischen Seelsorgeausbildung.

900 Gemeinden haben Imame aus der Türkei

90 Prozent der Imame der etwa 2500 deutschen Moscheegemeinden kommen aus dem Ausland. Mehr als 900 Gemeinden haben Imame aus der Türkei, die gemäß eines Staatsvertrags aus den 80er Jahren auch von dort finanziert werden. „Die wissenschaftliche Anbindung, strukturelle Unabhängigkeit und professionellen Vernetzungen des IKD werden einen bedeutsamen Innovationsschub für hiesige muslimische Gemeinden bewirken“, versprach der Wissenschaftliche Direktor der Einrichtung, Bülent Ucar.

Nach eigenem Verständnis schließen die Initiatoren – islamische Theologen, muslimische Personen des öffentlichen Lebens und Verbände wie der Zentralrat der Muslime in Deutschland oder das Bündnis Malikitische Gemeinde Deutschland – damit eine Lücke. Verbände wie die türkisch-islamische Ditib, die kürzlich ein eigenes Ausbildungszentrum in der Eifel gründete, der Verband der Islamischen Kulturzentren oder die Gemeinschaft Milli Görüs bilden ebenfalls religiöses Personal in Deutschland aus. Doch das Alleinstellungsmerkmal des IKD ist nach eigenen Angaben, dass dort die Ausbildung nur auf Deutsch absolviert wird.

Staatliche Förderung

Einen wichtigen Impuls erhofft sich das Bundesinnenministerium, das dem Kolleg mit dem Land Niedersachsen eine Anschubfinanzierung in Höhe von 5,5 Millionen Euro gewährt. Die Bundesregierung habe sich zum Ziel gesetzt, eine eigenständige, vom Ausland unabhängige Ausbildung von Imamen und weiterem religiösen Personal islamischer Gemeinden in Deutschland zu befördern, erklärte Staatssekretär Markus Kerber. „Das Ausbildungsprogramm des IKD ist selbstbewusst deutsch und islamisch im Sinne eines Islam, der in unserer Gesellschaft verwurzelt ist, die Werte unseres Grundgesetzes teilt und die Lebensarten unseres Landes achtet.“

Wie viele der von den großen Verbänden unabhängigen Moscheegemeinden am Ende einen am Kolleg ausgebildeten Imam einstellen werden, ist offen. Ucar rechnet mit einigen Hundert. Denn viele Gemeinden legen immer noch Wert darauf, dass Imame aus ihrer Heimat in ihrer Sprache predigen, um die Bindung zur Tradition nicht zu verlieren.

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