Corona weltweit Sogar Trumps Vize Pence trägt nun Maske

Während Donald Trump sich weiterhin weigert, Maske zu tragen, übt sich Vize Mike Pence in der Vorbildrolle, hier bei einem Besuc
Während Donald Trump sich weiterhin weigert, Maske zu tragen, übt sich Vize Mike Pence in der Vorbildrolle, hier bei einem Besuch in Arizona.

Mehr als 50.000 neue Corona-Infektionen an einem Tag: Die USA bekommen die Pandemie nicht in den Griff. Während die Deutschen sich (noch) in relativer Sicherheit wiegen, breitet sich rund um den Globus eine zweite Welle der Covid-19-Erkrankungen aus. Auch in den Alpenländern spitzt sich die Lage wieder zu.

52.300 Neuinfektionen binnen 24 Stunden – diese Statistik der Johns-Hopkins-Universität ließ am Donnerstag (Ortszeit) aufhorchen. Die USA erreichen einen neuen Höchststand in Sachen Corona. Ohnehin sind sie mit mehr als 2,7 Millionen Corona-Fällen und fast 130.000 Covid-19-Toten das Land mit der traurigsten Statistik weltweit. Zum Vergleich: 10,8 Millionen Fälle gibt es nach offiziellen Zahlen bisher, 520.000 Mal endete die Infektion tödlich. In Deutschland gab es bisher mit nicht einmal 200.000 Infektionen und 9000 Toten einen deutlich milderen Verlauf.

US-Präsident Donald Trump versucht noch immer zu beschwichtigen: Er begründet den rasanten Anstieg damit, dass in seinem Land weitaus mehr auf das Virus getestet werde. Kritiker werfen dem Präsidenten vor, das Infektionsgeschehen herunterzuspielen. In Hotspots in Texas sind die Krankenhäuser zu mehr als 90 Prozent mit Corona-Patienten belegt. Zudem wird von einer nach wie vor hohen Dunkelziffer bei den Infektionen ausgegangen.

Ungeachtet der Lage will Trump in South Dakota an den Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag teilnehmen, der am 4. Juli begangen wird. Feuerwerk, Grillfeste, Familientreffen, Ausflüge an den Strand oder in die Parks – so verläuft ein normaler „Independence Day“. Ob in Texas oder Florida oder California – landesweit bewegen sich die Infektionszahlen nach oben. Zu früh habe man die Lockdown-Maßnahmen gelockert, befürchten Experten. Der oberste Epidemiologe des Landes, Anthony Fauci, betont, dass die Amerikaner nie einen totalen Lockdown gehabt haben – zu keinem Zeitpunkt seien mehr als 50 Prozent des Landes geschlossen gewesen. Maskentragen und Abstand halten – das war lange vielerorts verpönt. Bis jetzt.

Kehrtwende in Texas

Vizepräsident Mike Pence hat begonnen, eine Maske bei Terminen zu tragen. Trump sagt, er habe nichts dagegen, selbst brauche er das aber nicht. Wie dramatisch die Lage ist, zeigt, dass die konservative Hochburg Texas sich von Trumps Beschwichtigungskurs abwendet. Gouverneur Greg Abbott vollzieht angesichts des dramatischen Anstiegs der Neuinfektionen geradezu eine Kehrtwende: Der Republikaner ordnete am Donnerstag eine Maskenpflicht für alle Bezirke mit 20 oder mehr Corona-Fällen an. Damit könne die Ausbreitung des Virus nicht nur verlangsamt, sondern auch die Wirtschaft am Laufen gehalten werden, erklärte Abbott.

Er folgte damit der Linie von mehr als einem Dutzend Bundesstaaten. Der Schritt war dennoch bemerkenswert. Abbott hatte im Juni noch gesagt: „Die Regierung kann nicht vorschreiben, dass Einzelpersonen Gesichtsmasken tragen müssen.“

Als weiterer Hotspot gilt Florida, das mit 10.000 Neuinfektionen seinen eigenen Rekord aufstellte. Ebenso wie Trump machte der republikanische Gouverneur Ron DeSantis die vermehrten Tests für den Anstieg verantwortlich – sowie die Unvernunft vieler jüngerer Leute, die Partys feierten und sich am Strand oder in Bars vergnügten, als gäbe es das Virus nicht. Tatsächlich werden die Infizierten immer jünger: In Texas liegt das Durchschnittsalter inzwischen zwischen 34 und 36 Jahren; in Kalifornien und Arizona ist die Hälfte der Infizierten zwischen 18 und 49 Jahre alt. Als Konsequenz wurden inzwischen die Bars in Texas, Kalifornien und Teilen von Michigan wieder geschlossen; in Florida dürfen sie keinen Alkohol mehr ausschenken.

Auch in Israel wird eine Rekordmarke bei der Anzahl der Neuinfektionen verzeichnet – was für das Land ziemlich überraschend kommt. Erstmals wurde die Marke von 1000 Neuinfektionen am Tag überschritten. Nach Angaben des Ministeriums ist der Erreger Sars-CoV-2 bisher bei 27.542 Menschen in Israel nachgewiesen worden, 325 Infizierte sind gestorben. Aktive Fälle gibt es etwa 9600. Zum Vergleich: Nach Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden in Deutschland zuletzt binnen eines Tages 446 neue Corona-Infektionen gemeldet. Deutschland hat etwa neunmal mehr Einwohner als Israel.

Der Kampf gegen das Virus führt im Nahen Osten zu einer ungewöhnlichen Allianz. Obwohl Israel und die Vereinigten Arabischen Emirate offiziell keine diplomatischen Beziehungen führen, kooperieren mehrere Firmen aus den Ländern jetzt im Kampf gegen das Corona-Virus. „Dies ist eine historische Zusammenarbeit, die aus einer globalen Krise heraus geboren ist“, wird Ariel Karo vom israelischen Rüstungs- und Technologiekonzern Rafael am Freitag in einer Mitteilung zitiert.

Maskenpflicht in Schweiz

In Teilen Europas führen neue Coronaausbrüche immer wieder dazu, dass frühere Lockerungen wieder zurückgenommen werden. Im Raum Linz in Oberösterreich würden von Freitag an für eine Woche die Schulen, Kindergärten und Horte wieder für eine Woche geschlossen, sagte Ministerpräsident Thomas Stelzer (ÖVP) am Mittwoch in Linz. Außerdem werde eindringlich an alle Bürger in der Region appelliert, in geschlossenen Räumen wieder Masken zu tragen und Veranstaltungen möglichst zu meiden.

Besorgnis löst im Alpenraum auch der Fall zweier Frauen aus, die von Oberstdorf nach Meran gewandert waren. Eine der beiden war nach der Rückkehr nach Deutschland positiv auf das Coronavirus getestet worden. Nun läuft in Tirol eine größere Suche nach Kontaktpersonen.

Auch in der Schweiz ist die Anzahl der Infektionen markant gestiegen. Nach den Lockerungen der Corona-Maßnahmen steigen die Zahlen seit Mitte Juni. Deshalb hat die Regierung am Mittwoch erstmals landesweit das Tragen von Masken im öffentlichen Verkehr angeordnet.

Nach einem starken Anstieg der Infektionszahlen hat die bisher zurückhaltend agierende serbische Regierung am Freitag für die Hauptstadt Belgrad Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus verhängt. Gaststätten, Cafés und Clubs müssen um 23 Uhr schließen.

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