Politik Schulleiter: „Note 5“ für Schulpolitik

Einer Umfrage unter 1200 Schulleitern zufolge hat die deutsche Bildungspolitik große Defizite. Jeder fünfte der befragten Schulleiter bewertet die Schulpolitik seines Bundeslandes mit der Note „mangelhaft“ oder schlechter.

Wie aus der Forsa-Befragung für den Verband Bildung und Erziehung (VBE), die gestern beim Deutschen Schulleiterkongress in Düsseldorf vorgestellt wurde, hervorgeht, leiden die Chefs der deutschen Bildungsstätten insbesondere unter dem Mangel an zur Verfügung stehenden Lehrern. VBE-Chef Udo Beckmann forderte mit Verweis auf die Befragungsergebnisse Konsequenzen von der Kultusministerkonferenz: Jedes Bundesland müsse genügend Lehrer für den eigenen Bedarf ausbilden statt Fachkräfte aus anderen Bundesländern abzuwerben. Im Durchschnitt sind laut Forsa-Befragung bundesweit sechs Prozent der Lehrerstellen an weiterführenden Schulen und sogar zwölf Prozent an Grundschulen nicht besetzt. Beckmann forderte außerdem mehr Studienplätze für die Lehrerausbildung, eine bessere Ausbildung an den Hochschulen und multiprofessionelle Teams an den Schulen – etwa mit Sozialarbeitern, Jugendhelfern und Psychologen. Dies vor dem Hintergrund, dass sich bundesweit 23 Prozent der Schulleiter mit der gleichzeitigen Inklusion Behinderter und der Integration von Flüchtlingskindern überfordert fühlen. Auffällig ist auch: An mehr als jeder dritten Schule in Deutschland sind Seiteneinsteiger beschäftigt, von denen nach Angaben der Schulleiter aber 65 Prozent keine systematische pädagogische Vorbereitung erhalten haben. „Das ist pädagogischer Wahnsinn“, kritisierte Beckmann. Die Politik sei es den Kindern und den neu hinzukommenden Fachkräften gleichermaßen schuldig, Seiteneinsteiger über mehrere Monate praxisnah zu qualifizieren. Der rheinland-pfälzische VBE-Landesvorsitzende, Gerhard Bold, kritisierte mit Blick auf die Ergebnisse: „Die Arbeitsbedingungen für Schulleitungen sind nicht attraktiv genug, zahlreiche Kolleginnen und Kollegen sind für mehrere Schulen gleichzeitig zuständig, teilweise ohne geregelte Stellvertretung.“ Bold bezeichnete Schulleiter als bloße „Mangelverwalter“ und forderte: „Politik muss sich endlich ehrlich machen und der Gesellschaft sagen, was tatsächlich an Gelingensbedingungen zur Aufgabenerfüllung benötigt wird und was sie liefern kann.“ Die verantwortlichen Politiker dürften sich nicht länger weigern, „das erforderliche Geld in die Hand zu nehmen“. PS. Trotz aller Probleme gehen 95 Prozent aller Schulleiter nach eigenen Angaben gerne zur Schule. Jeder vierte würde seinen Job „auf jeden Fall“ weiterempfehlen – ebenso viele allerdings „auf keinen Fall“.

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