Ukraine-Krieg Russland greift an und droht

Schwarzer Rauch stand am Montag über Kiew.
Schwarzer Rauch stand am Montag über Kiew.

Als Vergeltung für die Bombenexplosion auf der Krim-Brückehat Russland am Montag in einer groß angelegten Angriffsseriemehrere Städte in der Ukraine bombardiert.

In der Hauptstadt Kiew und im westukrainischen Lwiw schlugen zum ersten Mal seit Monaten wieder Raketen ein. Im morgendlichen Berufsverkehr wurde die Stadt von mehreren heftigen Explosionen erschüttert. Laut Bürgermeister Witali Klitschko trafen die Angriffe unter anderem den Innenstadtbezirk Schewtschenkiwskyj. Auch wichtige Infrastruktur in der Hauptstadt sei attackiert worden. Nach Angaben des Auswärtigen Amts wurde auch die Visastelle der deutschen Botschaft in Kiew bei einem Angriff beschädigt. In Kiew hatte es seit Ende Juni keine russischen Luftangriffe mehr gegeben.

Auch das zuletzt vergleichsweise sichere Lwiw wurde angegriffen. Nach Angaben von Regionalgouverneur Maxim Kosizky wurde Energie-Infrastruktur in der Region an der Grenze zu Polen attackiert. In Teilen der Stadt brach daraufhin die Strom- und Warmwasserversorgung zusammen, wie Bürgermeister Andrij Sadowyj mitteilte.

83 Raketen abgefeuert

Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums feuerte Russland insgesamt 83 Raketen ab. 41 dieser Raketen seien von der ukrainischen Luftabwehr abgefangen worden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, Russland habe bei den Angriffen auch vom Iran hergestellte Drohnen eingesetzt. Nach Angaben der ukrainischen Armee wurden einige dieser Drohnen im Nachbarland Belarus und auf der Krim gestartet.

Selenskyj warf Russland vor, das ukrainische Energiesystem „zerstören“ zu wollen, um „Chaos und Panik“ zu verbreiten. Mehrere Regionen meldeten Stromausfälle, unter anderem in Charkiw und Sumy im Nordosten des Landes.

Russlands Präsident Wladimir Putin drohte mit einer harten Reaktion Russlands, sollte die Ukraine weitere „Terroranschläge“ verüben. „Wenn die Versuche terroristischer Anschläge auf unser Gebiet fortgesetzt werden, werden die Antworten Russlands heftig ausfallen und in ihrem Ausmaß dem Niveau der Bedrohungen entsprechen“, sagte er.

EU verurteilt russische Angriffe

Am Samstag war die Brücke vom russischen Festland zu der von Russland annektierten Halbinsel Krim durch eine Bombenexplosion schwer beschädigt worden. Moskau nannte die Explosion einer Lkw-Bombe als Ursache und machte am Sonntagabend den ukrainischen Geheimdienst dafür verantwortlich.

In Telefonaten mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron forderte der ukrainische Präsident Selenskyj eine „harte“ internationale Reaktion auf die russischen Angriffe und ein Dringlichkeitstreffen der G7-Staaten. Am Dienstag soll eine G7-Videokonferenz mit Selenskyj stattfinden. Die EU verurteilte die russischen Angriffe auf das Schärfste. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen zeigte sich entsetzt. „Putins Russland hat der Welt erneut gezeigt, wofür es steht: Brutalität und Terror“, schrieb die deutsche Politikerin am Montag auf Twitter.

Belarus stellt gemeinsame Truppen mit Russland auf

Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg verurteilte den Raketenbeschuss. Er habe mit dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba gesprochen und „Russlands schreckliche und wahllose Angriffe auf zivile Infrastruktur in der Ukraine verurteilt“, schrieb Stoltenberg am Montag im Onlinedienst Twitter. Die Nato werde die Ukraine weiterhin dabei unterstützen, „gegen die Aggression des Kremls zu kämpfen, so lange, wie es nötig ist“, schrieb Stoltenberg.

Der belarussische Staatschef Alexander Lukaschenko warf der Ukraine unterdessen Planungen für einen Angriff auf Belarus vor und gab deshalb nun die Aufstellung gemeinsamer Truppen mit Russland bekannt. „Wir haben beschlossen, einen regionalen Verbund der Russischen Föderation und der Republik Belarus aufzustellen“, sagte Lukaschenko laut der staatlichen Nachrichtenagentur Belta.

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