Politik Rückschläge im Kampf gegen Aids

Bei Aids-Tests werden aus einigen Regionen Engpässe gemeldet.
Bei Aids-Tests werden aus einigen Regionen Engpässe gemeldet.

Anlässlich des Welt-Aidstages am Dienstag erwarten Experten, dass die im Kampf gegen das Immunschwäche-Virus für dieses Jahr gesteckten Ziele nicht erreicht werden.

Der in den vergangenen zwei Jahrzehnten erzielte Fortschritt drohe sogar wieder zunichte gemacht zu werden. Wegen der Corona-Epidemie sei in diesem Jahr mit fast 300.000 zusätzlichen HIV-Neuinfektionen und knapp 150.000 zusätzlichen Aids-Toten zu rechnen, gab UNAids-Direktorin Winnie Byanyima jüngst vor Journalisten bekannt. Ohnehin sei die Menschheit im Kampf gegen die Epidemie „noch weit von ihrem Ziel entfernt“, sagte Byanyima. „Jetzt bringt uns die Corona-Pandemie vollends vom Kurs ab.“

Ausgangssperren, Unterbrechungen der Lieferketten und die Verlagerung finanzieller Mittel auf die Bekämpfung der Corona-Pandemie hätten den Zugang zu lebenswichtigen Gesundheitsdiensten für HIV-positive Menschen stark eingeschränkt, meldet die Hilfsorganisation „One“. Vor allem aus den ärmeren Staaten der Welt werden seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie Engpässe bei der Ausgabe antiretroviraler Arzneimittel, von Aids-Tests sowie von vorbeugenden Medikamenten gemeldet. Außerdem sind Gesundheitszentren dermaßen mit der Behandlung von Covid-Kranken ausgelastet, dass sie sich um HIV-positive Patienten kaum kümmern können.

Das Geld wird immer knapper

Die Aids-Bekämpfer wollten die Anzahl der Opfer in diesem Jahr auf unter 500.000 bringen. Doch bereits 2019 starben noch immer weltweit 770.000 Menschen an den Folgen der Virus-Infektion, und in diesem Jahr ist mit einem weiteren Anstieg zu rechnen. Knapper werdende finanzielle Mittel werden als Hauptgrund für die Gefährdung der Fortschritte im Kampf gegen die Aids-Epidemie angeführt. Schon im vergangenen Jahr stand den Aids-Bekämpfern sieben Prozent weniger Geld als zwei Jahre zuvor zur Verfügung. Und in diesem Jahr müssen sie auf fast ein Drittel der als notwendig erachteten 26 Milliarden US-Dollar verzichten.

Neues Medikament schürt Hoffnung

Noch immer breitet sich das HI-Virus äußerst rasant aus: Jede Minute stecken sich weltweit drei Menschen mit dem Erreger an. Allerdings erhalten inzwischen gut 25 Millionen von knapp 40 Millionen Infizierten antiretrovirale Medikamente und können auf diese Weise ein weitgehend uneingeschränktes Leben führen. Die Anzahl der Aids-Toten wurde trotz steigender Infektionszahlen in den vergangenen zwei Jahrzehnten halbiert. Jetzt droht die Corona-Pandemie den Fortschritt wieder zunichte zu machen.

Allerdings tauchte kürzlich auch ein Silberstreif am Horizont auf. Bei einer Versuchsreihe in Johannesburg stellte sich ein alle zwei Monate gespritztes Präparat bei der Vorbeugung von HIV-Infektionen als äußerst effektiv heraus. Nur 0,21 Prozent der mit Cabotegravir behandelten Frauen steckten sich innerhalb von mehr als zwei Jahren mit dem Virus an.

x