Meinung Ohne Kirche geht es nicht

 Ein Deckengemälde in der katholischen Kirche St. Johannes der Täufer im bayerischen Seßlach zeigt das Pfingstereignis mit einer
Ein Deckengemälde in der katholischen Kirche St. Johannes der Täufer im bayerischen Seßlach zeigt das Pfingstereignis mit einer Darstellung des Heiligen Geistes in Form einer Taube

Die Gemeinschaft der Christen gibt es seit 2000 Jahren. Ihre Geschichte ist auch voller Tiefen. Doch das Überleben der Kirche hat gute Gründe.

Kann man nicht auch ohne Kirche an Gott glauben? Immer mehr Christen versuchen es: Sie treten aus der Kirche aus, bleiben aber gläubig. Ist Glaube ohne Kirche haltbar, oder verflüchtigt er sich mit der Zeit?

Die Antwort der Amtskirchen ist eindeutig: In der katholischen Tradition geht überhaupt kein Weg an der Kirche vorbei. Sie wird als Sakrament verstanden. Durch sie kommt das Evangelium zu den Gläubigen. In der evangelischen Lehre bildet die Versammlung aller Gläubigen die „eine, heilige Kirche“.

Gewiss ist: Christlicher Glaube verbreitet sich nicht von alleine – etwa einfach durch Nachahmung oder weil er ansteckend wäre.

Pfingstfest erinnert an Gemeinschaftsbildung

Die Botschaft von Jesus Christus ist immer durch Gemeinschaften verkündet, ausgebreitet und erhalten worden; ob es die Jünger Jesu waren oder Mönche, Missionare, Priester, Bischöfe … Das Pfingstfest erinnert an diese Gemeinschaftsbildung: Mit der Ausschüttung des Heiligen Geistes über die Jünger Jesu begann deren christliche Mission. Und sie hatte schnell Erfolg.

Aber die (Amts-)Kirche macht es Christen nicht gerade leicht, gerne ihre Mitglieder zu sein. Nicht von ungefähr heißt es oft: Nicht die Menschen verlassen die Kirche, sondern die Kirche hat die Menschen verlassen.

Auf die Gegenwart bezogen, ist es vor allem der sexuelle Missbrauch Schutzbefohlener durch Amtsträger, vor allem der katholischen Kirche, der die christlichen Kirchen ganz schwer in Misskredit bringt. Denn er dokumentiert, dass die Amtskirche das Ansehen ihrer Institution und ihrer Würdenträger für viel wichtiger genommen hat als den Schutz und die Hilfe für die missbrauchten Opfer. Viele in der Gemeinschaft der Amtsträger haben da sträflich versagt, nicht aber die Gemeinschaft der Gläubigen.

Das Evangelium hilft uns, Halt zu finden

Auch in der Vergangenheit ist Kirchengeschichte nie nur eine Heilsgeschichte gewesen. Sie ist stattdessen oft gebrandmarkt durch Gewalt, Unterdrückung, Ausbeutung, Krieg.

Und doch: Die Gemeinschaft der Christen lebt seit 2000 Jahren, besser: Sie überlebt seit zwei Jahrtausenden. Das hat drei Gründe: Die Botschaft des Evangeliums selbst, die Sozialtätigkeit der Kirchen und nicht zuletzt die Gemeinschaftserfahrung der Christen:

Das Evangelium lehrt uns Nächstenliebe, Vertrauen und Zuversicht. Es hilft uns, Halt und Sinn zu finden in einer Welt und einem Leben, in denen nicht alles geklärt ist – trotz allen Wissens, aller Rationalität, aller Technologie.

Die Amtskirche muss sich läutern

Aus dem Evangelium leitet sich die Sozialtätigkeit der Kirchen ab. Sie betreiben Kindergärten, Bildungseinrichtungen, Krankenhäuser, Senioren- und Pflegeeinrichtungen. In unserer Demokratie, in der Staat und Kirche voneinander getrennt sind, sorgt das für eine Pluralität des sozialen Angebots, die der Gesellschaft nützlich ist.

Die Gemeinschaftserfahrung der Christen bei einer Taufe, einer Eheschließung, einer Beerdigung, beim Weihnachtsfest oder im Pfingstgottesdienst – sie stiftet Freude, Nähe, Hoffnung, Trost. Kann man all das alleine und ohne die Gemeinschaft auch so empfinden? Wohl kaum.

Christen brauchen Gemeinschaft. Deshalb ist Kirche notwendig. Und deshalb muss die Amtskirche sich läutern, ganz grundsätzlich und zutiefst glaubwürdig.

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