Kirchentag Neue Präses sieht Chancen im Digitalen
Die erst 25-jährige Heinrich setzt auf digitale Kreativität sowie einen Fokus auf junge Menschen. Die Kirche müsse von der in der Corona-Krise bewiesenen Bereitschaft, die Menschen auf digitalen Wegen zu erreichen, für die Zukunft profitieren, sagte Heinrich. „Für unsere Zukunftsprozesse der Kirche müssen wir diese Disruption nutzen und – wenn jetzt alles wieder hochfährt – nicht zum Programm A zurückkehren.“
Eine der Herausforderungen der Kirche kennt die neue Präses aus ihrer Biografie heraus. Wie eine steigende Anzahl junger Menschen bekam sie den Glauben nicht von den Eltern mitgegeben. Sie fand über den Religionsunterricht den Weg dorthin. Heinrich: „Wir können nicht mehr davon ausgehen, dass Menschen einfach christlich sozialisiert werden. Da müssen wir eben auch neue Wege finden.“ Dabei bleibt sie realistisch. „Denn wir werden die Kirche umbauen müssen, wir werden kleiner werden, es gibt einen klaren finanziellen Rahmen“, weiß die 25-Jährige.
„Mutige Kirche“
Überraschend hatte die EKD-Synode vor einer Woche die Regensburger Philosophiestudentin in das Spitzenamt der Präses, der Vorsitzenden des Kirchenparlaments, gewählt. Eine Rolle, für die sie sich gerüstet sieht. „Da bin ich ganz zuversichtlich, dass ich jetzt auch in dieser mutigen Kirche, die etwas wagt, eine Rolle spielen darf und mitgestalten werde“, sagte Heinrich. Hoffnung setze sie auch in die Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche. „Ich mache mit allen tolle Erfahrungen, und ich hoffe, dass wir das gemeinsam in die Zukunft tragen können.“
Die Organisatoren des Frankfurter Kirchentags zogen derweil eine vorläufige Bilanz. Rund eine Million Menschen hätten den Himmelfahrtsgottesdienst am Donnerstag im Fernsehen verfolgt. Unter den Streams war am beliebtesten das Oratorium „Eins“ am Freitag mit 25.000 Aufrufen. Dezentral engagierten sich 1600 Helfende in der Aktion „schaut hin - packt an“ ehrenamtlich bei verschiedenen Projekten direkt vor Ort in ganz Deutschland.