Explosion in Beirut Massive Nothilfe für Libanon organisiert

 Emmanuel Macron, der während der virtuellen internationalen Geberkonferenz spricht.
Emmanuel Macron, der während der virtuellen internationalen Geberkonferenz spricht.

Nach der verheerenden Explosion in Beirut hat eine internationale Geberkonferenz 253 Millionen Euro Soforthilfe zugesagt. Benötigt werden Nahrungsmittel und medizinische Hilfe. Es gibt Anzeichen für einen Zerfall der libanesischen Regierung.

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron appellierte mit einer emotionalen Rede bei einem mit den Vereinten Nationen organisierten virtuellen Treffen, dem von einer verheerenden Explosion schwer getroffenen Libanon mit massiver Nothilfe zur Seite zu stehen. Beirut, wo 300.000 Menschen obdachlos wurden und wo über 150 Tote sowie mehr als 6000 Verletzte zu beklagen sind, sei im Herzen getroffen worden, sagte der 42-Jährige am Sonntag zum Auftakt der Videoschalte, an der nach Angaben des Élysée-Palastes Vertreter von mindestens 36 Staaten und Organisationen teilnahmen. Neben UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock beteiligten sich US-Präsident Donald Trump, mehrere europäische Regierungschefs und Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD). Nach Angaben aus dem Élyséepalast vom Abend kamen 252,7 Millionen Euro Soforthilfe zusammen. Maas hatte zuvor von über 200 Millionen Euro gesprochen – mehr als doppelt so viel, wie den Vereinten Nationen zufolge zunächst notwendig. Deutschland beteilige sich mit 20 Millionen Euro zusätzlich, sagte Maas dem ZDF.

Die EU kündigte an, über ihren Gemeinschaftshaushalt zusätzliche 30 Millionen Euro bereitzustellen. Das Geld ergänzt jene 33 Millionen Euro, der direkt nach der Katastrophe zugesagt worden waren.

Schulen und Kliniken müssen wiederaufgebaut werden

Benötigt werden Macron zufolge medizinische Hilfe, Nahrungsmittel und Geld für den Wiederaufbau von Schulen und Krankenhäusern. Der schwer getroffenen Bevölkerung soll nach französischen Angaben direkt geholfen werden, damit es nicht zu Unterschlagungen kommt. Frankreich richtete eine Luftbrücke ein, um Katastrophenhelfer und Hilfsgüter ins Land zu bringen. Zudem sollten zwei französische Schiffe, darunter ein Kriegsschiff, unter anderem Nahrungsmittel in den Libanon transportieren.

Am Wochenende machten in dem Land Tausende ihrem Zorn über die politische Elite bei teils gewaltsamen Protesten Luft. 250 Menschen wurden verletzt, ein Polizist starb.

Ministerpräsident will Neuwahl vorschlagen

Am 5. August waren im Hafen Beiruts 2750 Tonnen Ammoniumnitrat explodiert, die jahrelang ungesichert in einer Halle gelagert hatten. Die Katastrophe löste eine neue politische Zerreißprobe aus. Am Sonntag mehrten sich die Anzeichen für einen fortschreitenden Zerfall der Regierung. Ministerpräsident Hassan Diab will dem Kabinett an diesem Montag eine Neuwahl vorschlagen. Die nächste Wahl stünde turnusgemäß 2022 an. Informationsministerin Manal Abdel Samad trat am Sonntag zurück, was zu Spekulationen über mögliche weitere Rücktritte führte. Einen Tag vor der Explosion hatte Außenminister Nassif Hitti sein Amt niedergelegt. Sein Nachfolger Scharbil Wihbi ist bereits vereidigt.

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