Politik Leitartikel: Die Pfalz trauert

Der Abstieg des 1. FC Kaiserslautern in die Dritte Liga gefährdet die Existenz des bald 118 Jahre alten viermaligen deutschen Fußball-Meisters. Es war ein Abstieg auf Raten, ausgelöst durch eine fatale Führungskrise. Als Stefan Kuntz Anfang 2016

ausgezählt war, begann die

eigentliche Talfahrt des FCK.

Die Tatsache, dass der Abstieg wie der Aufstieg zum Sport gehört, kann die Fußballstadt Kaiserslautern, kann die Fußball-Pfalz nicht trösten. Der Sturz des 1. FC Kaiserslautern in die Drittklassigkeit ist kein Zufall, sondern das Ende eines schleichenden Verfalls, der mit dem Größenwahn der Verantwortlichen nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft 1998 seinen Anfang nahm. Kaiserslautern, die Heimat der legendären Walter-Elf, verschwindet von der Landkarte des großen Fußballs. Der Glanz des viermaligen deutschen Meisters ist verblasst und nur noch eine schöne Erinnerung an einem Tag, an dem der FCK und seine Freunde Trauer tragen. Der Abstieg ist krass, der Fall tief – und doch nicht mehr so emotional wie die Abstiege des Vereins 1996, 2006 und 2012. Mit der Zugehörigkeit zur Zweiten Liga seit der Saison 2012/2013 ist die Zweitklassigkeit zum Alltag in Kaiserslautern geworden. Kaiserslautern hatte sich daran gewöhnt, dass der Betzenberg nicht mehr die Strahlkraft von einst besitzt. Das Interesse am FCK hatte nach dem töricht verspielten Aufstieg 2015 spürbar abgenommen. Wirtschaftlich gesehen wird der FCK mit seinem Fall in die Dritte Liga als mittelständisches Unternehmen erheblich zurechtgestutzt. Seitens des Vereins und seiner verbleibenden Mitarbeiter fließt bei einem angepeilten Umsatz von nur noch 13,5 Millionen Euro – bisher 40 Millionen Euro – entschieden weniger in die Wirtschaft der Stadt und der Region. Der FCK büßt als Wirtschaftsfaktor weiter an Bedeutung ein. Der FCK wird ein Zuschauermagnet bleiben, wenn er in der Dritten Liga um die Aufstiegsplätze mitspielen sollte. Gleichwohl: Der Zuschauerdurchschnitt wird nur schwer bei 20.000 plus X zu halten sein. Wenn weniger Fans kommen, wird auch weniger Geld eingenommen. Der Abstieg kostet die Stadt Kaiserslautern knapp 2,8 Millionen Euro jährlich. Es ist der Ausgleich, den die Stadt für die Minderung der Miete für das Stadion von 3,2 Millionen Euro auf 425.000 Euro an die städtische Stadiongesellschaft leisten muss. Als Stadt mit einer der höchsten Pro-Kopf-Verschuldungen in Deutschland, die jeden Euro zweimal umdrehen muss, schmerzt das richtig. Es ist aber auch der Preis für eine Stadt, die in guten Zeiten von und mit dem FCK hervorragend und gerne gelebt hat. Der Abstieg des FCK hat viele Ursachen. Mit dem Ausbau des lange vereinseigenen Fritz-Walter-Stadions zur WM-Arena hat sich die damalige FCK-Führung, flankiert von Stadt und Land, total übernommen. Das Stadion war selbst für den Bundesliga-Alltag überdimensioniert. Der FCK hat sich das Millionengrab selbst ausgehoben. So drohte nach dem Abstieg 2006 mehrfach der Exitus. In der knapp acht Jahre währenden Ära Stefan Kuntz hielt sich der Verein permanent durch Transfers, den Verkauf des Tafelsilbers, über Wasser. Der abermalige Abstieg 2012 hinterließ Wunden, spaltete die Mitglieder. Kuntz war angezählt. Als er Anfang 2016 ausgezählt war, begann aber die eigentliche Talfahrt. Dem Sturz von Aufsichtsratchef Rombach folgte der Aufstieg von Nikolai Riesenkampff und Mathias Abel an die Spitze des Kontrollgremiums. Sie predigten Konstanz und erreichten das Gegenteil. Thomas Gries, der im Januar gegangen wurde, zum Vorstandsvorsitzenden zu machen, war eine fatale Fehlentscheidung. Der Fußballlaie war als Vereins- und Sportchef in Personalunion völlig überfordert. Die Hinrunde 2017/18 verlief auch deshalb desaströs, weil die sportliche Führung vakant war. Die Hypothek war in der Rückrunde nicht mehr zu tilgen.

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