Meinung Lörrach sendet verheerende Botschaft

Jörg Lutz (parteilos), Oberbürgermeister von Lörrach, verteidigte das Vorgehen am Mittwoch.
Jörg Lutz (parteilos), Oberbürgermeister von Lörrach, verteidigte das Vorgehen am Mittwoch.

Im südbadischen Lörrach sollen langjährige Mieter aus ihren Wohnungen ausziehen, um Flüchtlingen Platz zu machen. Geht’s noch?

Als Fotos des Schreibens der Städtischen Wohnbaugesellschaft Lörrach im Internet auftauchten, glaubten viele zunächst an einen schlechten Scherz. An Fake-News. Doch der Brief ist echt. Leider. Etwa 40 Mieter sollen ihre Wohnungen in der südbadischen Kreisstadt für Geflüchtete verlassen. Das hat die Stadt auf ihrer Internetseite bestätigt.

Lörrach müsse seiner „kommunalen Aufgabe bei der Anschlussunterbringung der Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten nachkommen“, heißt es in der Stellungnahme. Außerdem seien die betroffenen Wohnungen marode und sollten ohnehin in den „nächsten Jahren“ abgerissen werden. Der Umzug der aktuellen Mieter werde „logistisch und finanziell“ unterstützt.

Einfach nur herzlos

Bei allem Verständnis für die aktuellen Nöte der Kommunen, die bei der Unterbringung von Flüchtlingen an ihre Grenzen stoßen: Die Art und Weise der städtischen Kommunikation ist instinktlos, die Botschaft, die von Lörrach ausgeht, verheerend. Es spielt auch keine Rolle, ob die neuen Domizile moderner oder schicker sind. Eine Wohnung ist mehr als eine bloße Bleibe, mehr als die berühmten vier Wände. Auch einfache Unterkünfte bedeuten für ihre Bewohner Heimat, Identität, sie bewahren Erinnerungen. Man vertreibt Leute aus ihnen nicht einfach per amtlichem Schreiben.

Das Handeln der Wohnbaugesellschaft taugt gleichwohl nicht für einen politischen Shitstorm. Es ist nicht rechts, es ist nicht links. Sondern einfach nur herzlos.

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