Politik „Krieg gegen Ozean-Plastik“ soll die Weltmeere schützen

Mehr als zwei Drittel der Erdoberfläche werden von Ozeanen bedeckt. Sie sind Grundlage des Lebens auf der Erde. Aber das Ökosystem der Meere ist gefährdet durch Verschmutzung, Klimawandel, Überfischung und wirtschaftliche Nutzung. Und nicht zuletzt durch Plastikmüll.

„Wir sprechen vom Atlantischen, vom Pazifischen und Arktischen Ozean, aber eigentlich gibt es nur ein Weltmeer. Alle Ozeane sind miteinander verbunden“, sagt Boris Worm. Der Meeresökologe, der aus Deutschland stammt, ist Professor an der Dalhousie-Universität in Halifax an der Atlantikküste Kanadas. „Der ganze Weltozean ist von dramatischen Veränderungen betroffen.“ Fischfang, über Jahrtausende auf Küsten und Flussmündungen konzentriert, wird nun weltweit auf hoher See betrieben und in immer größeren Tiefen. An den Küsten expandieren Aquakulturen, ebenso die Gas- und Ölförderung. Begierig blicken viele auf die unter den Meeren liegenden Rohstoffe. „Der Ozean ist unverzichtbar für Leben auf der Erde“, stellt das International Programme on the State of the Ocean (IPSO) fest. Der Ozean liefert Lebensmittel für mehr als drei Milliarden Menschen, er erzeugt etwa die Hälfte des Sauerstoffs, den die Lebewesen verbrauchen, und er absorbiert ein Viertel der von Menschen verursachten Kohlendioxidemissionen, macht IPSO deutlich. Die Initiative mahnt, dass die Ressourcen an Land angesichts des möglichen Anstiegs der Weltbevölkerung auf zwölf Milliarden Menschen bis 2100 nicht ausreichen werden, um die Nachfrage zu decken – ob nach Lebensmitteln oder nach Energie. Der Klimawandel verändert die physikalischen, chemischen und biologischen Prozesse im Meer. Dies wirkt sich auf die Lebewesen im Ozean und die Zusammensetzung von Ökosystemen aus. Fischbestände verlagern ihren Lebensraum. Der Artenreichtum in mittleren und höheren Breiten wird vermutlich zunehmen, in tropischen Gewässern abnehmen. Dies könnte die Nahrungssicherheit vor allem in Entwicklungsländern beeinträchtigen. In den Blickpunkt ist die Verschmutzung der Meere mit Plastikmüll gerückt. Dies ist der Schwerpunkt des von den Vereinten Nationen proklamierten „Welttags der Meere“ am 8. Juni. Das UN-Umweltprogramm (UNEP) hat den „Krieg gegen Ozean-Plastik“ ausgerufen. Eine weltweite Kampagne soll bis 2022 die wichtigsten Quellen von Meeresmüll beseitigen: Mikroplastik in Kosmetika und den „exzessiven, verschwenderischen Verbrauch“ von Plastik, das nur einmal verwendet wird. „Plastikmüll landet an den Stränden Indonesien, lagert sich am Meeresboden am Nordpol ab und gelangt durch die Nahrungskette bis auf unsere Teller. Wir haben zu lange zugesehen, während das Problem schlimmer wurde“, sagt UNEP-Chef Erik Solheim. Fische und Meeressäugetiere verfangen sich in Müll, sie werden stranguliert oder gehen elend zugrunde, wenn sie Müll verschlucken. Nach UN-Angaben landen jährlich mehr als acht Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen und verursachen Schäden an marinen Ökosystemen von acht Milliarden Dollar. Bis zu 80 Prozent des Mülls in den Ozeanen besteht aus Plastik. „Wir haben vor Jahren die Verwendung von Pestiziden wie DDT gestoppt, die die Vögel bedroht haben“, sagt Meeresökologe Worm. Bei den Ozeanen sei die Menschheit „an einem ähnlichen Wendepunkt“. Hunderte Arten sind bedroht durch Plastik und Mikrofasern, die sich im Gewebe von Fischen und Meeressäugern festsetzen. Die Menge des weltweit jedes Jahr produzierten Plastiks entspricht dem Gewicht aller Menschen zusammen – über 300 Millionen Tonnen. Mit zunehmender Tendenz. Worm richtet seinen Appell an alle: „Jeder einzelne muss helfen, diese Verschmutzungskrise zu beenden – die Produzenten, der Vertrieb, die Entscheidungsträger in der Politik und die Verbraucher. Wir müssen die Plastikflut in unseren Ozeanen stoppen.“

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