Meinung Kommentar zur Geldpolitik: Ein großer Schritt für die EZB

Die Zentrale der Europäischen Zentralbank in Frankfurt.
Die Zentrale der Europäischen Zentralbank in Frankfurt.

Die Europäische Zentralbank erhöht die Zinsen weniger stark als zuletzt. Doch sie bewegt sich an noch wichtigerer Stelle.

Die Zinsen steigen weiter, aber nicht mehr ganz so schnell wie in den vergangenen Monaten: Das ist die Botschaft, die von den jüngsten Entscheidungen der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgeht. Zweifellos ist ein rasantes Tempo auch bei Zinserhöhungen mit Risiken verbunden – bislang aber zeigt sich das Wirtschaftswachstum widerstandsfähiger als erwartet. Und im Euroraum liegt die Teuerungsrate immer noch bei zehn Prozent.

Eine weitere Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte wäre deshalb ein gutes Signal gewesen. Allerdings verband die EZB ihre Entscheidung für einen etwas kleineren Schritt mit einer sehr viel wichtigeren: Sie will sich daran machen, den Märkten in größerem Umfang Geld zu entziehen. Seit 2015 hat die Notenbank Billionen in die Wirtschaft gepumpt, indem sie Banken und anderen Investoren Wertpapiere abkaufte – hauptsächlich Staatsanleihen.

Ein in Südeuropa gefürchteter Schritt

Seit Mitte dieses Jahres hält sie die Bestände konstant, das heißt: Wenn Anleihen von ihren Schuldnern abbezahlt werden, erwirbt die EZB mit diesem Geld neue Papiere. Diese Re-Investitionen sollen ab März reduziert werden. Damit geht die Bedeutung der Notenbank als Abnehmer von Staatsanleihen weiter zurück, was deren Verzinsung in die Höhe treiben wird. Dass die EZB diesen vor allem in Südeuropa gefürchteten Effekt in Kauf nimmt, ist ein wichtiger Schritt für die Wiederherstellung ihrer Glaubwürdigkeit.

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