Politik Kommentar: Gabriel mahnt die SPD

Zwei Ex-SPD-Vorsitzende: Sigmar Gabriel und Martin Schulz im Bundestag. Foto: dpa
Zwei Ex-SPD-Vorsitzende: Sigmar Gabriel und Martin Schulz im Bundestag.

Sigmar Gabriel ruft seine Partei zur Ordnung. Aber er hat seinen Anteil daran, dass niemand sich nach dem SPD-Vorsitz streckt.

Er hat ja recht, der Sigmar Gabriel, und seine Kritik, dass der SPD-Vorsitz in der Partei wie ein „infektiöses Kleidungsstück“ behandelt werde, ist fraglos treffend formuliert. Aber es ist für Gabriel auch ziemlich einfach, seiner Partei gute Ratschläge zu geben. Der Mann, der siebeneinhalb Jahre SPD-Chef war, hat schlicht nichts mehr zu tun mit der zähen Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin für die zurückgetretene SPD-Vorsitzende Andrea Nahles. Dass Nahles als Partei- und Fraktionschefin hingeworfen hat, weil sie binnen weniger Monate allen Rückhalt in ihrer Partei verloren hatte, daran hat freilich auch Gabriel seinen Anteil. Und Nahles war nicht der erste Fall, dass ein SPD-Chef, kaum im Sattel, von den eigenen Genossen demontiert wurde. Daran liegt es ja gerade, dass es jetzt so schwierig ist, jemanden für diesen Job zu interessieren.

Doppelspitze verschiebt das Problem nur

Die Konstruktion Doppelspitze kann das Risiko des Scheiterns vermindern, weil auf diese Weise unterschiedliche Strömungen im SPD-Vorsitz repräsentiert werden können. Aber das Problem ist nur verschoben. Wenn es um die nächste Kanzlerkandidatur geht, stellt sich das Problem, wer denn zur sozialdemokratischen Identifikationsfigur taugt, aufs Neue. Sigmar Gabriel hat die Spitzenkandidatur übrigens immer anderen überlassen. Den Mantel des Wahlverlierers trägt eben niemand gerne.

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