Schönbach-Rücktritt Kiew bleibt unzufrieden mit Berlin
„Wir begrüßen zwar, dass Herr Schönbach seinen Rücktritt angeboten hat“, sagte Melnyk der „Welt“. Der Eklat hinterlasse aber „einen Scherbenhaufen“ und stelle die internationale Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit Deutschlands „massiv in Frage“. Schönbach hatte sich am Freitag bei einem Besuch in Indien zum Konflikt zwischen Russland und der Ukraine geäußert.
Den befürchteten Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine bezeichnete er dabei als „Nonsens“. Was Russlands Präsident Wladimir Putin wirklich wolle, sei „Respekt auf Augenhöhe“, sagte der Vizeadmiral. Zudem äußerte Schönbach sich zu der im Jahr 2014 von Russland annektierten ukrainischen Krim. „Die Krim-Halbinsel ist verloren, sie wird niemals zurückkehren“, sagte Schönbach, der zudem erklärte: „Wir brauchen Russland gegen China.“
„Erinnerungen an Nazi-Zeit“
Der Botschafter kritisierte, diese Aussagen hätten „die gesamte ukrainische Öffentlichkeit in tiefen Schock versetzt“. Melnyk zog dabei einen Vergleich zur Zeit des Nationalsozialismus: „Die Ukrainer fühlten sich auch an die Schrecken der Nazi-Besatzung erinnert, als die Ukrainer als Untermenschen behandelt wurden.“ Melnyk sprach zudem von einer „zynischen Verharmlosung der völkerrechtswidrigen Krim-Besetzung“.
Bereits am Samstag erklärte Schönbach auf Twitter, seine Äußerungen seien „unbedacht“ gewesen. „Da gibt es nichts zu deuteln, das war ein klarer Fehler.“ Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums betonte, Schönbachs Einschätzungen entsprächen in keiner Weise der Position des Ministeriums.
Lambrecht lehnt Waffenlieferung ab
Das Außenministerium in Kiew bestellte wegen der Angelegenheit die deutsche Botschafterin in Kiew, Anka Feldhusen, ein. Zuvor hatte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba bereits Unmut darüber geäußert, dass die Bundesregierung der Ukraine keine Waffen liefern will. Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD), die Schönbachs Rücktritt umgehend akzeptierte, erteilte entsprechenden Forderungen am Wochenende erneut eine Absage. Die Deutsche Marine soll vorerst von Schönbachs Stellvertreter, Konteradmiral Jan Christian Kaack, geführt werden.