Glaubensgemeinschaften Katholische Kirche verliert fast 360.000 Mitglieder

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, zeigte sich angesichts der Zahlen „zutiefst erschüttert“.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, zeigte sich angesichts der Zahlen »zutiefst erschüttert«.

Die katholische Kirche in Deutschland hat im vergangenen Jahr einen neuen Rekord bei den Kirchenaustritten verzeichnet.

2021 traten fast 360.000 Menschen aus der Kirche aus und damit 86.567 mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019, wie die Deutsche Bischofskonferenz am Montag mitteilte.

Im vergangenen Jahr war der schon seit Jahren anhaltende Missbrauchsskandal der katholischen Kirche in Deutschland weiter eskaliert. Insbesondere sorgte die Aufarbeitung im Erzbistum Köln und das Verhalten des dortigen Kardinals Rainer Maria Woelki für massive Kritik. Im Erzbistum Köln gab es 40.772 Kirchenaustritte, gegenüber 17.281 Fällen im Vorjahr war dies mehr als eine Verdopplung.

2,9 Prozent weniger Mitglieder im Bistum Speyer

Im Bistum Speyer haben im vergangenen Jahr 7579 Katholiken ihre Kirche verlassen. Zusammen mit 6359 Verstorbenen sank die Anzahl der Mitglieder im Vergleich zu 2020 um rund 2,9 Prozent auf jetzt 483.000. 143 Menschen wurden aufgenommen oder traten wieder in die katholische Kirche ein. „Es macht mich traurig, die neue Jahresstatistik zu sehen“, sagte der neue Generalvikar Markus Magin. „Die Zahlen zeigen deutlich, dass viele Menschen eine innere Bindung an die Kirche verloren haben und nun auch die äußeren Bindungen kappen.“

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing, zeigte sich von dem sprunghaften Anstieg auf bundesweit 359.338 Austritte „zutiefst erschüttert“. Dies sei Zeugnis einer „tiefgreifenden Krise, in der wir uns als katholische Kirche in Deutschland befinden“, sagt er. „Die Skandale, die wir innerkirchlich zu beklagen und in erheblichem Maße selbst zu verantworten haben, zeigen sich in der Austrittszahl als Spiegelbild“. Es sei „nichts schönzureden“.

Rückgang auch bei evangelischer Kirche

Die katholische Kirche zählte Ende 2021 deutschlandweit noch 21.645.875 Mitglieder – 26 Prozent der Gesamtbevölkerung. Von denen geht lediglich ein winziger Bruchteil am Sonntag in die Kirche: Nur noch 4,3 Prozent der Katholiken besuchten 2021 regelmäßig einen Gottesdienst. Im Jahr davor waren es noch 5,9 Prozent.

Die evangelische Kirche hatte ihre Mitgliederzahlen schon im März bekannt gegeben. Ende 2021 zählte sie noch 19,725 Millionen Mitglieder – ein Rückgang von 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Schuld daran vor allem: 280 000 Kirchenaustritte.

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