Klimawandel Kachelmann: Berichte über Waldbrände sind Heuchelei

Man kann es natürlich so sehen wie Jörg Kachelmann. Auf Twitter schießt der Schweizer Wettermoderator scharf gegen Massentourismus und Medien. Angesichts der Waldbrände im Mittelmeerraum würden die „Tourismusnationenmedien“ Interesse an der Klimakrise „heucheln“ anstatt den „Übertourismus“ zu kritisieren. Schließlich hätten „Brandstiftungen in im Juli immer trockenen Gegenden“ nicht direkt mit dem Klimawandel zu tun. Zudem fänden die meisten Touristen Wassertemperaturen von 32 Grad so kuschelig wie den heimischen Holzofen. Die Klimakrise würden sie dagegen nur wahrnehmen, wenn sie direkt davon betroffen seien.
Richtig ist, dass fast alle Waldbrände auf absichtliche oder fahrlässige Brandstiftung zurückzuführen sind. Dass sich Büsche oder Wälder selbst oder durch Scherben entzünden, die wie Brenngläser wirken, ist eher ein Aberglaube als durch Fakten belegt. Und es regnet auch in einem „normalen“ Sommer auf Rhodos im Grunde nicht. Das Problem ist nur, dass seit Jahren auch in den anderen Jahreszeiten viel zu wenig Niederschlag fällt.

So viele Feuer wie nie
Wenn dann Forschende zu dem Ergebnis kommen, dass die aktuelle Hitzewelle ohne den menschengemachten Klimawandel „praktisch unmöglich“ wäre, schließt sich der Kreis. Man kann in den Bränden in Griechenland, Italien und Algerien, auf Korsika und Zypern natürlich Einzelfälle sehen. Doch der Trend ist eindeutig; und er ist besorgniserregend: Stetig steigende Temperaturen machen ähnliche Katastrophen wahrscheinlicher. Denn trockene Böden und lange Hitzeperioden befeuern die Waldbrände. Schon kleinste Funken können ein Feuer entfachen, das sich rasch ausbreitet. Und die Feuersaison wird zunehmend länger.
Noch nie seit Einführung des Europäischen Waldbrand-Informationssystems (EFFIS) im Jahr 2006 wurden so viele Feuer registriert wie im vergangenen Jahr: Knapp 2700 waren es. Mit 785.000 Hektar verbrannte im Jahr 2022 europaweit in etwa die dreifache Fläche Luxemburgs. Auch in diesem Jahr wurden bereits überdurchschnittlich viele Flächen durch Flammen vernichtet. Das Niveau von 2022 wurde allerdings zumindest bis Juni nicht erreicht.
Verbrannte Existenz
Heuchelei könnte man den Kachelmannschen „Tourismusnationenmedien“ eher bei einem anderen Thema vorwerfen. Denn berichtet wird meist aus der Perspektive der Touristen. Dazu gibt es Tipps für Reisende, die ihren Urlaub abbrechen mussten oder ihn angesichts der Brandkatastrophen nicht antreten können. Gewiss, die Flammen ruinierten vielen die vermutlich schönsten Wochen des Jahres. Den Einheimischen verbrannte dagegen die Existenzgrundlage. Das wiegt in der Tat schwerer. Allein lassen in ihrer Not kann man die Touristen allerdings auch nicht.