Berlin Juso-Chef Kühnert tritt zurück: Tränen zum Abschied

Auf Corona-Abstand: Kevin Kühnert hier neben Jessica Rosenthal.
Auf Corona-Abstand: Kevin Kühnert hier neben Jessica Rosenthal.

Die Jusos wollen auch ohne Kevin Kühnert an der Spitze an ihrem linken Kurs festhalten und Forderungen im SPD-Bundestagswahlprogramm unterbringen.

„Lasst uns für eine bessere, gerechtere, ökologischere, antifaschistische, feministische und internationalistische Zukunft kämpfen“, sagte die Kandidatin für den Juso-Vorsitz, Jessica Rosenthal, am Samstag auf dem Bundeskongress der SPD-Jugendorganisation. „Denn Zukunft machen wir selbst mit Mut, mit Willen, mit klarem Kopf und manchmal auch mit erhobenem Mittelfinger“, kündigte sie an. Von Kanzlerkandidat Olaf Scholz und ihrer Partei forderten die Jusos mehr Mut und Offenheit für alternative Ideen. Der bisherige Juso-Chef Kühnert verabschiedete sich mit einer emotionalen Rede.

„Es hat mir bombastischen Spaß gemacht“, betonte der 31-Jährige der inzwischen auch stellvertretender Parteivorsitzender der SPD ist. Er rief seine Mitstreiter auf, sich nicht kleinmachen und unterkriegen zu lassen. Der frühere Kopf der Kampagne gegen eine große Koalition tritt nach drei Jahren vorzeitig als Chef der SPD-Jugend zurück, weil er 2021 in den Bundestag einziehen will.

Die Parteichefs Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans bedankten sich für Kühnerts Unterstützung bei ihrer Wahl vor einem Jahr und bei der Profilierung der SPD. Selten zuvor hätten Juso-Positionen so stark auf die Partei eingewirkt. „Du bist unglaublich präsent und du bist auf eine unglaublich konstruktive Art auch umstritten.“

Kühnert betonte, ihm sei es auch darum gegangen, die Parteien aufzurütteln, die sich alle zu sehr in der Mitte des politischen Spektrums versammelt hätten und sich alle irgendwie einig seien. Die Jusos seien häufig mehr am Puls der Zeit gewesen, als viele realisiert hätten. Das sehe man auch in der Corona-Krise, wo plötzlich viele alte Juso-Forderungen umgesetzt würden: die Aussetzung der Schuldenbremse, Jobgarantien durch ein ausgeweitetes Kurzarbeitergeld, mehr Schulbusse am Morgen.

SPD-Kanzlerkandidat Scholz warb bei den Jusos dafür, mit ihm zusammen für einen Politikwechsel und eine lebenswerte Zukunft zu kämpfen. Rosenthal sicherte ihm zu, im Ziel seien sie „vollkommen vereint“. Die Jusos stimmen in den nächsten Wochen per Brief über die Kühnert-Nachfolge ab.

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