Großbritannien Johnson degradiert Außenminister Raab

Zeigt mit der Kabinettsumbildung auch seine Autorität: Boris Johnson.
Zeigt mit der Kabinettsumbildung auch seine Autorität: Boris Johnson.

Weil er während des chaotischen Rückzugs westlicher Truppen aus Afghanistan nur zögerlich aus dem Urlaub zurückkehrte, war Außenminister Dominic Raab schwer in die Kritik geraten. Das dürfte ihn nun seinen Job gekostet haben. Seine Nachfolgerin gilt als Liebling der konservativen Basis.

Mit einer Kabinettsumbildung hat der britische Premierminister Boris Johnson seine Regierungsmannschaft neu aufgestellt. Den auffälligsten Wechsel gibt es im Außenministerium: Der bisherige Chefdiplomat Dominic Raab wechselt ins Justizministerium, wie der Regierungssitz Downing Street am Mittwoch per Twitter mitteilte. Zudem werde der 47-Jährige zum Stellvertreter des Premierministers Boris Johnson und zum Lord Chancellor berufen.

Seine Nachfolge soll die bisherige Handelsministerin Liz Truss antreten. Die 46-Jährige gilt als Liebling der konservativen Basis und machte sich einen Namen mit dem erfolgreichen Abschluss internationaler Handelsabkommen nach dem EU-Austritt des Landes.

Raab hatte in den vergangenen Wochen heftig in der Kritik gestanden, weil er während des chaotischen Rückzugs westlicher Truppen aus Afghanistan nur zögerlich aus dem Urlaub zurückkehrte. Das dürfte ihn nun den Job gekostet haben. Die Versetzung ins Justizministerium gilt als Degradierung.

Andere Minister müssen ganz gehen

Ihre Posten räumen mussten der bisherige Justizminister Robert Buckland sowie Bildungsminister Gavin Williamson und Wohnungsbauminister Robert Jenrick. Nachfolger Jenricks wird der langjährige Johnson-Verbündete Michael Gove, der sich vor allem um die vom Regierungschef versprochene Angleichung der Lebensverhältnisse zwischen dem wohlhabenden Süden Englands und dem wirtschaftlich abgehängten Norden kümmern soll. Als gebürtiger Schotte ist er auch für das Thema Einheit des Königreichs zuständig. Für den stark kritisierten Williamson rückt Nadhim Zahawi ins Kabinett, der bisher als Staatssekretär für die Corona-Impfkampagne verantwortlich war.

Bei der Kabinettsumbildung gehe es darum, ein starkes und vereintes Team zusammenzustellen, um die Erholung von der Pandemie besser voranzutreiben, sagte ein Regierungssprecher. Ein regelmäßiger Umbau des Kabinetts ist in Großbritannien üblich und gilt als Instrument für den Premierminister, um seine Autorität zu festigen.

Nach einer kürzlich veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov wurden die Tories (33 Prozent) erstmals seit Anfang des Jahres bei den Zustimmungswerten von der oppositionellen Labor-Partei (35 Prozent) überholt.

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