Porträt Hendrik Wüst: Der Achterbahn-Mann

Der Weg zur Wahl: Hendrik Wüst (rechts) mit seiner Ehefrau Katharina und Tochter Philippa im Kinderwagen in seiner Heimatstadt R
Der Weg zur Wahl: Hendrik Wüst (rechts) mit seiner Ehefrau Katharina und Tochter Philippa im Kinderwagen in seiner Heimatstadt Rhede.

Einst als „Hau-Drauf“ umstritten, hat Hendrik Wüst in seiner politischen Karriere aus Fehlern gelernt. Als versöhnlicher Mann der Mitte hat der zwischendurch Gestrauchelte es geschafft, in kurzer Zeit die Wähler hinter sich zu bringen.

Hendrik Wüst hat seine politische Karriere aus eigener Kraft gekrönt: War er im Oktober 2021 zunächst nur von seiner Partei als Nachfolger von Armin Laschet (beide CDU) zum Ministerpräsidenten bestimmt worden, hat er jetzt bei der nordrhein-westfälischen Landtagswahl auch den größten Stimmenanteil hinter sich gebracht.

Ob er damit auch Ministerpräsident bleibt, wird sich allerdings erst noch erweisen müssen, da am Sonntagabend nicht sicher war, ob die Zweitplatzierte SPD auch Koalitionsmöglichkeiten sondieren möchte. Wüst ließ jedoch keinen Zweifel aufkommen: „Die CDU in Nordrhein-Westfalen hat diese Wahl klar gewonnen.“ Sie habe die meisten Stimmen bekommen. „Das ist der Auftrag, eine künftige Regierung zu bilden und zu führen.“

„Mallorca-Affäre“ schien Chancen zu schmälern

Für dieses Ziel wird Wüst in den kommenden Wochen allerdings viel Verhandlungsgeschick und Kompromissfähigkeit unter Beweis stellen müssen – vor allem, wenn er die erste schwarz-grüne Koalition in NRW schmieden sollte. Zu Beginn seiner politischen Karriere hatte Wüst wenig Versöhner-Qualitäten gezeigt. Seit er Ministerpräsident ist, präsentiert er sich jedoch als zugewandter, gemäßigter Mann der Mitte.

Dass er als Sieger aus der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen hervorgehen könnte, war ohnehin alles andere als sicher. In den letzten Wochen des Landtagswahlkampfes schien die „Mallorca-Affäre“ seiner infolgedessen zurückgetretenen Umweltministerin Wüsts Chancen schmelzen zu lassen.

Als Glücksfall erwies sich, dass der Kurzzeit-Regierungschef gleich von Beginn an das Vorsitzendenamt der Ministerpräsidentenkonferenz von Laschet erbte. Diese Bühne nutzte der 46-jährige Münsterländer konsequent, um seinen anfangs sehr überschaubaren Bekanntheitsgrad zu steigern und Profil auch in der Bundespolitik zu gewinnen. Obwohl der verheiratete Vater einer kleinen Tochter sich wiederholt für die Vereinbarkeit von Politiker- und Familienleben stark machte, nutzte er seine nur sieben Monate kurze Amtszeit nach Laschets Wechsel in den Bundestags, um quasi täglich Präsenz in den Medien zu zeigen.

Bereits als Teenager in die CDU eingetreten

Trotz seines relativ jungen Alters hat Wüst bereits eine politische Achterbahnfahrt hinter sich. Als Generalsekretär der NRW-CDU (2006 bis 2010) polarisierte er als robuster „Hau-Drauf“. 2010 trat er von dem Amt zurück. Damit übernahm er die Verantwortung für eine Affäre, die in Anspielung auf den damaligen Ministerpräsidenten unter dem Titel „Rent-a-Rüttgers“ bekannt wurde und die Regierungspartei dem Vorwurf der Käuflichkeit ausgesetzt hatte.

Anschließend arbeitete der Jurist im Medienbereich, bis Laschet ihn 2017 als Verkehrsminister seiner schwarz-gelben Koalition berief. Laschets Nachfolger wurde Wüst, der bereits als Teenager in die CDU eingetreten war, im vergangenen Oktober auch als Landesparteichef. Inzwischen gibt sich der passionierte Jäger und Krimi-Fan nicht mehr raubeinig, sondern solide und versöhnlich. Als wichtigste Anliegen nennt der Katholik den Klimaschutz und die Bewahrung der Schöpfung.

Wie wichtig seine Familie für ihn ist, drückte Wüst in seiner ersten Rede nach den Prognosen in der Düsseldorfer Parteizentrale in warmen Worten an seine Frau Katharina aus: „Ein ganz herzlicher Dank geht auch an meine Frau Cate“, sagte er. „Vielen Dank für Deine Stärke.“

Kommentar: Grüne Königsmacher

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