Coronavirus Heinsberg-Studie soll fehlerhaft sein

Laut anderer Studien könnte die Dunkelziffer auch beim 11- bis 20-Fachen liegen.
Laut anderer Studien könnte die Dunkelziffer auch beim 11- bis 20-Fachen liegen.

Die Heinsberg-Studie zur Dunkelziffer der Corona-Infektionen soll, laut SWR, auf einer falschen Berechnung basieren. Mehrere Wissenschaftler bestätigten: Ein wesentlicher Unsicherheitsfaktor sei nicht einkalkuliert.

Zum Anfang dieser Woche heiß es noch: „In Deutschland könnten sich nach Ergebnissen der sogenannten Heinsberg-Studie mittlerweile möglicherweise 1,8 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert haben. Dies ergebe eine Schätzung auf der Grundlage einer Modellrechnung“ der Universität Bonn, meldete die Deutsche Presse Agentur am Montag (dpa).

Diese scheinbar präzise Schätzung ist nach genauerem Hinsehen des SWR jedoch nicht belastbar: Mehrere Wissenschaftler hätten auf SWR-Anfrage die fehlerhafte Hochrechnung der Zahlen des Ortes Gangelt auf Deutschland bestätigt. Woran das liegt? Die Köpfe hinter der Heinsberg-Studie haben den sogenannten Unsicherheitsfaktor nicht einkalkuliert. Hätten sie es getan, hätten sie als Ergebnis der Schätzung eine deutlich weitere Spanne für die Dunkelziffer angeben müssen und im Ergebnis eine deutlich ungenauere Dunkelziffer-Schätzung erhalten. Die Zahl der möglichen Infizierten in Deutschland läge dann, so die vom SWR befragten Wissenschaftler, wahrscheinlich mindestens bei knapp einer Million, könne aber auch bis zu fünf Millionen Menschen umfassen. Die Wissenschaftler hinter der Studie „unterschlagen die Unsicherheit, die bei dieser letzten Schätzung eine Rolle spielt. Man hat einmal die Unsicherheit, die daher kommt, dass man die Infektionsrate nicht kennt, man hat aber zusätzlich die Unsicherheit, dass man den Anteil der tatsächlich Sterbenden unter den Kranken auch abschätzen muss“, so der Tübinger Statistik-Professor Philipp Berens.

Ergo sum: Die Heinsberg-Studie gibt keine präziseren Schätzungen zur Dunkelziffer, als das schon mit bisherigen Studienergebnissen möglich war. Beispielsweise das Robert Koch-Institut (RKI) nennt seit Wochen zwei Studien, die zur Dunkelziffer auf sehr unterschiedlichen Erkenntnissen kommen, heißt es in Medienberichten. Demnach könne die Dunkelziffer ebenso beim 11- bis 20-Fachen liegen.

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