Frankfurt Giffey: Kinder leiden am meisten

Protestplakat in Berlin am Wochenende.
Protestplakat in Berlin am Wochenende.

Angesichts der sinkenden Infektionszahlen in Deutschland wird über eine stufenweise Öffnung der Kitas und Schulen debattiert. Auch eine zügige Impfung von Pädagogen wird gefordert.

Über eine Öffnung von Schulen und Kitas ab Mitte Februar ist eine heftige Debatte entbrannt. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) äußerte sich besorgt über die derzeitige Lage von Kindern und Jugendlichen. Sie trügen „die größte Last der Pandemie“, sagte sie der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS). Deshalb plädiere sie dafür, die Schulen stufenweise zu öffnen, bevor die Einschränkungen in anderen Bereichen gelockert würden. Giffey: „Wir sehen zunehmend körperliche und seelische Belastungen und Ängste.“

Die aktuellen Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung gelten bis zum 14. Februar. Am Mittwoch beraten die Ministerpräsidenten der Bundesländer mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über das weitere Vorgehen.

Bundespräsident Steinmeier sprach sich gegenüber der „Rheinischen Post“ dafür aus, bei einer Lockerung Kitas und Schulen als erstes zu öffnen. Ähnlich hatte sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) unter der Woche geäußert.

Bewegungsmangel beklagt

Auch der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks, Thomas Krüger, forderte, die Bedürfnisse von Kindern stärker zu berücksichtigen. Der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte er: „Bisher kann nicht davon ausgegangen werden, dass Kinder die Hauptinfektionstreiber sind, daher müssen die Schulen und Kitas umgehend wieder öffnen, wenn die Pandemielage es zulässt.“ SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach verwies auf die Folgen des Bewegungsmangels von Kindern und Jugendlichen, weil Schul- und Vereinssport entfalle. „Die motorischen Defizite, die sich gerade aufbauen, weil sich Kinder zu wenig bewegen und zum Teil auch zu schwer geworden sind, sind nicht unerheblich“, sagte er der „FAS“.

Bildungsministerin Karliczek sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: „Eine flächendeckende Rückkehr zu einem mehr oder weniger kompletten Präsenzunterricht in allen Schulen dürfte momentan wegen der allgemeinen Infektionslage vermutlich noch verfrüht sein.“ Vielleicht könne aber „mit großer Vorsicht ein erster Schritt gegangen werden“. Karliczek sprach sich zudem für eine frühere Impfung von Lehrern und Erziehern aus. Sie verwies darauf, dass der Impfstoff von Astrazeneca von der Ständigen Impfkommission nur für Menschen unter 65 Jahren empfohlen wird.

KMK-Chefin skeptisch

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst (SPD), erteilte Forderungen nach einer bevorzugten Impfung für Lehrkräfte und Erziehungspersonal eine Absage. Im Deutschlandfunk sagte sie: „Wer fordert, dass Gruppen vorgezogen werden, meint damit auch, dass andere nachrangig geimpft werden.“ Die SPD-Politikerin, die brandenburgische Bildungsministerin ist, sagte weiter, sie wünsche sich Lockerungen für den Schulbetrieb. Ob das am 14. Februar oder später erfolgen werde, sei im Moment noch nicht zu sagen.

Lehrerverbände und Gewerkschaften forderten einen einheitlichen Stufenplan mit verbindlichen Kriterien für Schulöffnungen. „Mit diesem hätten Länder, Kreise und Städte dann mit Blick auf das Infektionsgeschehen vor Ort die Möglichkeit, flexibel zu agieren“, sagte die Chefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marlis Tepe, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Das föderale Durcheinander muss endlich beendet werden.“ Zugleich warb sie für Wechselunterricht.

Der CSU-Landesgruppenvorsitzende im Bundestag, Alexander Dobrindt, sieht dagegen bei einer Diskussion über Lockerungen der Pandemie-Maßnahmen nicht zwingend die Schulen an erster Stelle. Er könne sich eher eine Lockerung bei körpernahen Dienstleistungen wie den Friseuren vorstellen, sagte er dem „Münchner Merkur“.

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