Politik G20-Treffen: In Osaka vermeidet US-Präsident Trump den großen Eklat

Durchbrüche werden bei G20-Gipfeln vermehrt in Zweiergesprächen erzielt. Ob dies auch beim Treffen von Bundeskanzlerin Angela Me
Durchbrüche werden bei G20-Gipfeln vermehrt in Zweiergesprächen erzielt. Ob dies auch beim Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump der Fall war?

Die gute Nachricht : Auch US-Präsident Donald Trump hält sich beim Treffen der 20 wichtigsten Staaten in Japan an die Regeln. Er bestimmt die Tagesordnung. Dabei ist seine Unterscheidung zwischen Freund und Feind ziemlich fließend.

Von Angela Köhler, Osaka

Die Vertreter führender Industrie- und Schwellenländer – inklusive der Abgesandten wichtiger Regionen und internationaler Organisationen sind es 37 Teilnehmer – versammelten sich in Osaka an einem runden Tisch. Das große Rund wurde nicht durch irgendwelche Bemerkungen, sei es analoger oder digitaler Art, gestört – oder gar gesprengt.

So weit, so gut. Aber wie finden so viele, oft diametral auseinanderlaufende Interessen einen gemeinsamen Nenner? Auch wenn es dem tieferen Sinne eines solchen Megagipfels eigentlich widerspricht: Wirklich tragfähige Lösungen in Fragen wie globaler Handel, regionale Sicherheit und Klima-Rettung lassen sich derzeit am Ende vermutlich nur bilateral, also im diplomatischen Tauziehen zweier Staaten, finden. Dem gastgebenden japanischen Premierminister Shinzo Abe bleibt dabei nur die undankbare Rolle des Mediators und Koordinators.

Gnade des Vier-Augen-Gesprächs

Hauptdarsteller auf dieser politischen Bühne nationaler Vorteilssuche und Eitelkeiten ist, wie zu erwarten war, US-Präsident Donald Trump. Welche Themen in Osaka wichtig sind und wer die Gnade eines Vier-Augen-Gesprächs erhält, bestimmt er. So traf sich Trump gleich am ersten Tag mit Russlands Präsident Wladimir Putin, um – bilateral! – über Abrüstungsfragen und Rüstungskontrolle zu reden.

Beide Staatenlenker waren sich immerhin noch einig, dass bei den (Auf-)Rüstungsfragen noch der andere große Player, China, miteinbezogen werden sollte. Über die mögliche Einmischung Russlands in den amerikanischen Wahlkampf, die in den USA für die zurückliegende Wahl im Jahr 2016 Gegenstand umfangreicher Untersuchungen war, machten der amerikanische und der russische Präsident nur Scherze. Als der US-Präsident von einem Reporter darauf angesprochen wurde, ob er Putin auch sagen werde, dass sich der Kremlchef nicht in die US-Wahlen einzumischen habe, beugte sich Trump zu Putin und sagte: „Mische Dich nicht in unsere Wahlen ein!“ Dabei glitt ein Lächeln über sein Gesicht.

Trump verblüfft Merkel

Zuvor hatte Trump sogar die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel umgarnt. Ihre Beziehung trägt bekanntermaßen alle Kennzeichen einer Nicht-Beziehung. Merkel nahm mit verblüffter Miene zur Kenntnis, dass der Chef des Weißen Hauses sie als „fantastische Frau“ und „Freundin“ begrüßte. Solche Schmeicheleien können aber nicht vergessen machen, dass der US-Amerikaner im Vorfeld des Treffens Berlin wieder einmal eins ausgewischt hatte. Deutschland habe „schlimmere Handelsbarrieren als China“, sagte Trump in einem Interview mit seinem Lieblingsfernsehsender Fox Business. Trump kritisierte dabei wieder einmal die Lieferungen von Erdgas aus Russland für Deutschland: „Sie bezahlen einen politischen Feind“.

Doch wenn es Trump gefällt, werden selbst enge Partner zu potenziellen Gegnern. Das bekam auch Gastgeber Japan zu spüren. Vor seiner Abreise aus Washington wetterte der US-Präsident noch schnell gegen die militärische Allianz mit Japan in seiner jetzigen Form. Der Militärpakt – den die Japaner besonders mit Blick auf das immer mächtiger werdende China als lebenswichtig ansehen – sei ein schlechter Deal. Das Abkommen sei asymmetrisch, es gehe zu Lasten der Vereinigten Staaten, gab Trump gegenüber dem Fox-Nachrichtensender zu Protokoll.

Die Japaner und der Sony-Fernseher

Drei Insider des Weißen Hauses steckten der Nachrichtenagentur Bloomberg, Trump denke über einen Ausstieg aus dem mehr als 60 Jahre bestehenden „Vertrag über gegenseitige Kooperation und Sicherheit“ mit den Japanern nach. Beim Meinungsaustausch mit Japans Premierminister Shinzo Abe musste Trump dann erklären, was mit solchen Einlassungen wie denen im Interview mit Fox Business gemeint ist. Trump erklärt die „Asymmetrie“ so: „Sollte Japan angegriffen werden, werden wir den Dritten Weltkrieg ausfechten. Wir werden kommen und sie mit unseren Leben und mit unseren Kräften schützen. Aber wenn wir angegriffen werden, muss Japan den USA nicht helfen. Sie können das alles zuhause in aller Ruhe auf einem Sony-Fernseher anschauen.“

Bei aller Rhetorik aus dem Weißen Haus stimmten beide Politiker in Osaka am Ende indes überein, dass die Verteidigungsachse Tokio-Washington nach wie vor sehr robust sei – und nicht zur Disposition stehe.

Bei den berühmten Koi-Karpfen

Während sich die Staats- und Regierungschefs mit den Problemen der Welt quälen, haben es die First Ladys und First Gentlemen – also die Angetrauten und Lebensgefährten der Staatenlenker – traditionell bei Gipfeln etwas leichter. Diesmal besuchten sie auf Einladung von Akie Abe, der Frau von Regierungschef Shinzo Abe, in der alten japanischen Kaiserstadt Kyoto die berühmten Koi-Karpfen. Fotos zeigen die Gatten, Gattinnen und Partner, wie sie den Fischen Futter zuwerfen.

Sichtlich gelangweilt, im Gegensatz zum Rest der Reisegruppe, schien dabei Philip May, der Gatte von Großbritanniens Premierministerin Theresa May, gewesen zu sein. Wahrscheinlich weilte er in Gedanken schon ganz woanders. Was irgendwie verständlich ist. Denn am 23. Juli soll bekanntgegeben werden, wer aus den Reihen der Regierungspartei, den Torys, Gattin Theresa im Amt nachfolgt.

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