Caritasverband Frau an der Spitze: In der Kirche gut vernetzt

 Eva Maria Welskop-Deffaa, frisch gewählte Präsidentin der Caritas.
Eva Maria Welskop-Deffaa, frisch gewählte Präsidentin der Caritas.

Wechsel und Premiere an der Spitze des Deutschen Caritasverbands: Eva Maria Welskop-Deffaa ist die Nachfolgerin von Peter Neher. Erstmals steht damit künftig eine Frau an der Spitze von Europas größtem Sozialverband.

„Die Zeit ist reif für eine Frau, das sagen mir viele im Verband“, betonte Eva Maria Welskop-Deffaa bereits Wochen vor ihrer Wahl. Die Wahlentscheidung gibt ihr Recht: Bei der Abstimmung der 161 Delegierten des Deutschen Caritasverbands setzte sich die 62-Jährige am Mittwochabend im zweiten Wahlgang gegen den Stuttgarter Stadtdekan Christian Hermes und den Trierer Theologen Markus Leineweber durch. Sie wird voraussichtlich Mitte November ihr Präsidentinnenamt und damit die Nachfolge von Peter Neher (66) antreten.

Für digitale Beratungsangebote

Welskop-Deffaa war bereits seit 2017 in der obersten Caritas-Führungsebene tätig und im Vorstand etwa für Digitalisierung verantwortlich. Sie begleitete hier den Ausbau von digitalen Beratungsangeboten, die nicht zuletzt im Corona-Lockdown stark nachgefragt waren. Zugleich plädiert sie für den Einsatz von Open-Source-Software, um sich von den marktbeherrschenden US-Anbietern unabhängig zu machen. „Das ist auch eine Frage von Teilhabe und Gemeinwohl.“

Die Caritas beschäftigt nach eigenen Angaben mehr als 693.000 Menschen in über 25.000 Einrichtungen und Diensten bundesweit. Mehrere Hunderttausend Ehrenamtliche und Freiwillige unterstützen die Arbeit. Der Verein hat Angebote unter anderem in der Gesundheitshilfe, der Kinder- und Jugendhilfe, der Altenhilfe, der Familienhilfe sowie in der Behindertenhilfe und der Psychiatrie.

Bei Verdi und im Ministerium

Die gebürtige Duisburgerin arbeitete schon in verschiedenen Politikfeldern. Die Volkswirtin war Mitglied im Vorstand der Gewerkschaft Verdi und leitete die Gleichstellungsabteilung im Bundesfamilienministerium. Gute Kontakte hat sie zur CDU. Geprägt habe sie auch ihr Auslandsaufenthalt in Florenz, sagt Welskop-Deffaa. „Die dortige katholische Gemeinde hat mich durch ihre Offenheit und Gastfreundschaft sehr beeindruckt.“

Innerhalb der katholischen Kirche Deutschlands gilt Welskop-Deffaa als gut vernetzt. Sie engagierte sich für das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und den Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB). Die Münsteraner Professorin Marianne Heimbach-Steins schätzt sie als Freundin und „theologische Sparringspartnerin“. Und von der neuen Generalsekretärin der Bischofskonferenz, Beate Gilles, wird Welskop-Deffaa als „wunderbare Kollegin“ charakterisiert.

Lebensmittelpunkt in Berlin

Nach den Einschränkungen der Corona-Pandemie sei sie froh, wieder mehr kulturelle Angebote wahrnehmen zu können, sagt sie. „Ausstellungen oder Theater und Konzerte sind mir wichtig, um neue Ideen zu entwickeln“, sagt die neue Präsidentin.

Ihren Lebensmittelpunkt hat Welskop-Deffaa seit 2006 in Berlin. Verbandsintern macht sie sich für eine Stärkung der Berliner – und auch der Brüssler – Präsenz des Deutschen Caritasverbands stark, dessen Hauptsitz am Gründungsort Freiburg ist. Die Caritas müsse nahe dran sein an den politischen Entscheidern, so ihre Überzeugung.

Beim Klimaschutz wichtiges Wort mitreden

Wichtig sei ihr als Präsidentin, die enge Zusammenarbeit mit der evangelischen Diakonie fortzuführen. In einer immer säkularer werdenden Gesellschaft brauche es das Zusammenstehen der Kirchen und von Caritas und Diakonie, ist sie überzeugt. Dass in der Debatte über die vom Bundesverfassungsgericht geforderte gesetzliche Neuregelung der Suizidbeihilfe sehr unterschiedliche Positionen von evangelischen und katholischer Seite deutlich wurden, bewertet sie jedoch als „schwierig“.

Und kein Geheimnis macht sie daraus, ihr neues Amt auch dafür nutzen zu wollen, Frauenförderung und Gleichstellung in Caritas und Kirche voranzubringen. Überzeugt ist sie, dass die Caritas auch beim Thema Klimaschutz und dessen sozialgerechter Umsetzung, ein wichtiges Wort mitreden kann.

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