Arzneimittel Fiebersaft für Kinder kaum zu bekommen

Eltern greifen gern auf Fiebersäfte zurück, wenn sie bei ihren Kindern hohe Temperaturen messen.
Eltern greifen gern auf Fiebersäfte zurück, wenn sie bei ihren Kindern hohe Temperaturen messen.

Deutschlandweit ist Fiebersaft für Kinder, der in diesem Jahr übermäßig nachgefragt wurde, nur schwer zu kriegen.

Sie habe im Mai zuletzt Paracetamol-Fiebersaft bekommen, berichtet Petra Engel-Djabarian, die eine Apotheke in Worms betreibt und Sprecherin des Apothekerverbands Rheinland-Pfalz ist. Anfangs war noch ein Ausweichen auf Ibuprofen-Saft möglich, doch „derzeit ist der auch nicht lieferbar“, sagt Engel-Djabarian. Es gebe aber noch Alternativen, versichert die Apothekerin – in Form von Zäpfchen. Ältere Kinder können auch Tabletten bekommen. Viele Eltern ziehen es allerdings vor, Fiebermittel in Form von Saft zu verabreichen, weil er von den Kindern ohne Probleme geschluckt werden kann und meist recht gut angenommen wird.

Hauptanbieter der Fiebersäfte ist das Unternehmen Teva mit der Marke Ratiopharm. Und Teva macht keine Hoffnung auf Besserung: Die Aufträge für die Fiebermittel könne das Unternehmen „leider nicht bedienen“, sagte eine Firmensprecherin den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. „Leider können wir aktuell keine Angaben dazu machen, wann diese wieder geliefert werden können.“ Es werde allerdings mit Hochdruck daran gearbeitet, die Produkte wieder für den Markt zur Verfügung zu stellen, sagte die Sprecherin. Derzeit habe Teva aber „keine Lagerbestände“.

Die Lieferengpässe seien auf einen unerwartet stark erhöhten Bedarf aufgrund der Erkältungs- und Grippewelle zurückzuführen, führte die Sprecherin aus. Zudem verstärkten Lieferverzögerungen der Wirkstoffhersteller die Lage. Auch Corona-bedingte Personalausfälle spielten eine gewisse Rolle. „Die weitere Entwicklung ist derzeit leider schwer vorauszusehen.“

Auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), bestätigt, dass im laufenden Jahr der Bedarf an den betroffenen Arzneimitteln überproportional angestiegen sei. „Die Ursachen hierfür konnten bislang nicht befriedigend ermittelt werden“, heißt es in einer Stellungnahme.

Rabattverträge lohnen sich für Hersteller nicht

Das BfArM weist auch auf den Rückzug eines Marktteilnehmers hin. In den vergangenen Jahren haben viele Pharmahersteller die Produktion der Fiebersäfte ins außereuropäische Ausland verlagert oder haben sich ganz aus dem Markt verabschiedet.

Apotheker führen diese Entwicklung darauf zurück, dass die Hersteller durch Rabattverträge mit gesetzlichen Krankenkassen gezwungen sind, diese Medikamente zu einem Preis abzugeben, der unter den Herstellungskosten in Europa liegt.

Das BfArM verweist indes in Abstimmung mit dem Krankenkassen-Spitzenverband GKV und dem Apothekenverband ABDA „als Kompensationsmaßnahme“ auf die Möglichkeit, dass Apotheken die Fieber- und Schmerzmittel selbst anmischen. Der GKV-Spitzenverband werde den gesetzlichen Kassen „dringend empfehlen, dass in dem Zeitraum des Lieferengpasses die Rezepturen den Apotheken von den Krankenkassen erstattet werden“.

Es wurden nach Angaben des Bundesinstituts allerdings auch ein paar Voraussetzungen vereinbart. So sei unter anderem ein ärztliches Rezept erforderlich. Außerdem soll dieses Vorgehen „ausschließlich im Einzelfall zur Anwendung kommen, wenn der Krankheitszustand des Kindes eine Behandlung mit den in Rede stehenden Wirkstoffen erfordert“.

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