Politik Für verpflichtende Besuche von KZ-Gedenkstätten

«Berlin.» Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat die Darstellung des Judentums in deutschen Schulbüchern scharf kritisiert. Außerdem forderte er verpflichtende Besuche deutscher Schüler in KZ-Gedenkstätten.

Es gebe in Schulbüchern zuweilen Bilder von Juden, die von antisemitischen Stereotypen geprägt sind und damit eher an den „Stürmer“ erinnerten, als dass sie eine sachliche Darstellung böten, sagte Schuster. Der „Stürmer“ war ein judenfeindliches Nazi-Propagandablatt. Judentum beschränke sich nicht auf die Zeit zwischen 1933 und 1945, betonte er. Schuster forderte zudem, dass Lehrkräfte an Schulen mit einer hohen Anzahl von Schülern aus Migrantenfamilien besonders für den Umgang mit Antisemitismus geschult werden sollten. „Gerade in den Haupt- und Mittelschulen haben wir einen wachsenden Anteil von Jugendlichen, deren Familien aus Ländern stammen, in denen Israelfeindschaft, in denen Antisemitismus zum Alltag gehören.“ Schuster äußerte sich vor der heutigen Polen-Reise von Außenminister Heiko Maas (SPD), der dort auch das ehemalige Konzentrations- und Vernichtungslager der Nationalsozialisten in Auschwitz-Birkenau besuchen will. Besuche in KZ-Gedenkstätten für Schüler sollten Schusters Ansicht nach zur Pflicht werden. Der Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK), Helmut Holter (Linke), sprach sich indes gegen verpflichtende Besuche aus. Bisher ist der Besuch einer NS-Gedenkstätte nur für Schüler in Bayern Pflicht. Fahrten zu Gedenkstätten werden aber vielerorts finanziell unterstützt, auch in Rheinland-Pfalz „im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel“.

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