Nachruf Ex-NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement tot

Er war Nordrhein-Westfale durch und durch: Aber Wolfgang Clement war es auch, der mit den Hartz-Reformen dazu beitrug, dass viel
Er war Nordrhein-Westfale durch und durch: Aber Wolfgang Clement war es auch, der mit den Hartz-Reformen dazu beitrug, dass viele Menschen sich von der SPD abwandten.

Wolfgang Clement setzte als Minister unter Gerhard Schröder die Hartz-Reformen um. Damit sicherte er der deutschen Wirtschaft Boomjahre, brachte die SPD aber um einen Teil ihrer Stammwähler. Jetzt ist er 80-jährig gestorben.

Ende Juni 2020 war Wolfgang Clement schon erschreckend schmal geworden, als er im Wohnzimmer seines Bonner Bungalows bekannte: „Ich habe einfach viel Glück gehabt im Leben.“ Am Sonntagmorgen ist der ehemalige Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und frühere Bundeswirtschafts- und Arbeitsminister in eben diesem Haus im Kreis seiner Familie „friedlich in seinem Bett eingeschlafen“. Er wurde 80 Jahre alt.

Clement kam am 7. Juli 1940 in Bochum als Sohn eines Baumeisters zur Welt. Auf Wunsch des Vaters studierte er Jura, wurde aber Journalist. Bei der „Westfälischen Rundschau“ fing er an, sein Lokalchef wurde irgendwann Chefredakteur und machte Clement zum Stellvertreter. „Dieser Mann war der erste große Glücksfall meines Lebens.“ Der nächste hieß Hans-Jürgen Wischnewski, ein SPD-Urgestein. „Er hat mich im Namen von Willy Brandt gefragt, ob ich Sprecher der SPD werden wollte.“ Das war 1981. Clement machte den Job bis fast zum Ende des Bundestagswahlkampfes 1986/87. Da sagte er Parteichef Willy Brandt und Kanzlerkandidat Johannes Rau ins Gesicht, dass einer von ihnen zurücktreten müsse, denn sie verträten gegensätzliche Richtungen. Als beide ablehnten, warf er hin und zog mit der Familie nach Hamburg, wo er Chefredakteur der „Morgenpost“ wurde. 1989 holte ihn Rau als Chef der Staatskanzlei in Düsseldorf in die Politik zurück. Bald galt er als Raus Kronprinz. Zeitweise waren sie so eng miteinander, dass beide Familien gemeinsam Urlaub machten. Doch die Spekulationen über die Nachfolge vergifteten das Klima zwischen dem Landesvater und ihm.

Fünf Töchter, 13 Enkel

1998 wurde er selbst Ministerpräsident. Vier Jahre später machte ihn Kanzler Schröder zum Superminister für Wirtschaft und Arbeit. Die Agenda 2010 gilt heute als seine herausragende politische Leistung, doch verlor er den Rückhalt seiner Partei, weil er sie um einen Teil ihrer Stammwähler brachte. Die Entfremdung endete 2008 mit dem Austritt aus der SPD.

Clement, zeitlebens ein Macher, stand für Durchsetzungskraft und Geradlinigkeit. Er hinterlässt seine zwei Jahre jüngere Frau Karin sowie fünf Töchter und 13 Enkel.

Enge Weggefährten: Clement und SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder.
Enge Weggefährten: Clement und SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder.
Wolfgang Clement war zunächst Zeitungsmann, kam über Hans-Jürgen Wischnewski in die Politik.
Wolfgang Clement war zunächst Zeitungsmann, kam über Hans-Jürgen Wischnewski in die Politik.
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