Politik EU macht Druck auf Impfstoffhersteller

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen erwartet Lösungen von Astrazeneca.
EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen erwartet Lösungen von Astrazeneca.

Die EU-Kommission will nicht hinnehmen, dass der schwedisch-britische Konzern Astrazeneca weniger Vakzin liefert als vereinbart. Ein anderes Pharmaunternehmen ist indes mit seinen Impfstoffkandidaten gescheitert.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen telefonierte am Montagmorgen mit dem Vorstandschef von Astrazeneca, Pascal Soriot. Ihre Botschaft: Die Produktionsprobleme des Unternehmens dürften nicht einseitig bei der EU abgeladen werden. Produktionsschwierigkeiten könnten auftreten, so von der Leyen, man erwarte aber vom Unternehmen, dass es Lösungen präsentiere.

Ende vergangener Woche hatte Astrazeneca der Kommission mitgeteilt, dass wegen Produktionsschwierigkeiten in einem belgischen Werk statt der vereinbarten 80 Millionen Impfdosen für die EU im ersten Quartal nur 31 Millionen Impfdosen geliefert werden könnten. Von der Leyen erinnerte Astrazeneca-Chef Soriot nach Angaben eines Kommissionssprechers daran, dass die EU „beträchtliche Summen“ in das Unternehmen investiert habe, um sicherzustellen, dass die Impfstoff-Produktion in Gang komme.

Empörung in Brüssel

Besonders empört ist man in Brüssel, dass nach bisherigen Ankündigungen von Astrazeneca allein die EU die Schwierigkeiten ausbaden und weniger Impfdosen geliefert bekommen soll als geplant. Großbritannien sowie Israel sollen dagegen die ursprünglich geplante Stückzahl erhalten.

Der Gesundheitsexperte und Europaabgeordnete Peter Liese (CDU) erwartete, dass der Konzern dieses Vorhaben korrigiert. „Dem Unternehmen kann nicht daran gelegen sein, auf Dauer seinen Ruf im größten Binnenmarkt der Welt zu beschädigen“, sagte Liese.

Exportkontrolle bei Impfstoffen

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn forderte unterdessen eine Regelung auf EU-Ebene, wonach Hersteller von Corona-Impfstoffen ihre Lieferungen in andere Weltregionen vorab genehmigen lassen müssten. „Nur so können wir nachvollziehen, ob unsere EU-Verträge mit den Herstellern fair bedient werden“, sagte der CDU-Politiker.

Dies verfolgt die EU-Kommission mit ihrem „Transparenzregister“, das nach Angaben aus EU-Kreisen binnen weniger Tage eingeführt werden soll. Es soll erfassen, welche Hersteller welche Mengen von in der EU produzierten Impfstoffen an Drittstaaten liefern. Zudem benötigten Hersteller künftig eine Lizenz zum Export.

Bei der Suche nach Corona-Vakzinen wurde am Montag ein Rückschlag bekannt. Der US-Pharmakonzern Merck und das französische Pasteur-Institut geben ihren gemeinsamen Impfstoffkandidaten auf. Erste Tests hätten eine zu geringe Wirksamkeit gegen das Coronavirus ergeben, erklärte das Pasteur-Institut in Paris. Wegen zu geringer Wirksamkeit stoppt Merck nach eigenen Angaben zudem ein eigenes Impfstoff-Projekt.

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