Politik Ein Orden für den Götterboten

Reporter Harry Hirsch, Frau Suhrbier oder Herbert von Karamalz wären überglücklich gewesen: Als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Dienstag Otto Waalkes den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland überreichte, hätte man gerne den Kommentar der Figuren aus dem skurrilen Kosmos des Komikers gehört. Aber der seit 50 Jahren erfolgreich blödelnde „ostfriesische Götterbote“ schwieg im seriösen schwarzen Anzug, lächelte beseelt und schaffte es dennoch, die Gäste zum Lachen zu bringen: Er ließ – geplant oder aus Versehen, man weiß es nicht so genau – das in Samt gebettete Ehrenzeichen aus der Schatulle auf den Boden fallen, und zwar gleich zwei Mal. Beruhigen dürfte ihn die Versicherung des Bundespräsidenten, dass er den Orden behalten dürfe. Bei anderer Gelegenheit hatte der Komödiant, Musiker, Maler, Autor und Filmproduzent einmal bedauert, dass er das Schmuckstück zurückgeben müsse, weil es ja nur „verliehen“ werde. Es war schon eine besondere Feier in Schloss Bellevue. Selten sah man so viele Künstler von hohem Rang vereint. 29 Bürger aus Deutschland, Frankreich, Israel, der Schweiz und den USA wurden ausgezeichnet für ihr Schaffen, auch wenn, wie Steinmeier um Nachsicht bat, es dieses Mal „weniger Glitter“ gebe, als es manche von Filmbällen oder Literaturfestivals gewohnt seien. Mit dabei waren unter anderem der Schriftsteller Rainald Goetz, der Synchronsprecher Christian Brückner, „Ideal“-Sängerin Annette Humpe, die Schauspielerin Julia Jentsch („Sophie Scholl“), die Regisseurin Caroline Link („Nirgendwo in Afrika“), der Berliner Schaubühne-Chef Thomas Ostermeier, der französische Regisseur François Ozon („8 Frauen“), der frühere Ballett-Chef am Mainzer Staatstheater, Martin Schläpfer, Hollywood-Komponist Hans Zimmer oder der Neue-Deutsche-Welle-Fotograf Jim Rakete. Steinmeier betonte die Freiheit der Kunst. Sie müsse nicht gefällig sein, sie solle Unterschiede offen legen und sie lehre Toleranz. „Als Kulturnation sollten wir von Zeit zu Zeit ganz bewusst zeigen, was sie gerade ihren Künstlern und ihren Kulturschaffenden verdankt“, sagte der Bundespräsident. Dass Steinmeier damit den richtigen Ton getroffen hatte, zeigte ihm eine der Geehrten, die Berliner Jazzsängerin Jocelyn B. Smith: Sie fiel dem verblüfften Staatsoberhaupt einfach um den Hals.

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