Meinung Dietmar Woidke, der Zocker von Brandenburg
Für die SPD ist Brandenburg so etwas wie Bayern für die CSU – ein Garant fürs Regieren. Dieses Mal aber drohte das Szenario, dass die SPD in ihrem Stammland im Osten erstmals seit der Wiedervereinigung nicht als stärkste Kraft aus der Landtagswahl hervorgehen würde. Nun sieht es so aus, als könnte der 62-jährige Dietmar Woidke sein Amt als Ministerpräsident fortführen – wenn er eine tragfähige Koalition schmieden kann.
Der als Zockernatur wenig bekannte Sozialdemokrat hat sich im Wahlkampf auf ein höchst riskantes Spiel eingelassen, indem er erklärte, bei einem AfD-Wahlerfolg werde er keine Regierungsverantwortung mehr übernehmen. Das trieb die Werte für die SPD in einem hochspannenden Schlussspurt hoch, denn der Landesvater ist beliebt in Brandenburg, nicht aber die Sozialdemokratie als solche.
Scholz hatte keinen Wahlkampfauftritt
„Wer Woidke will, muss SPD wählen“, hämmerten die Genossen daher den Bürgern zwischen Lausitz und Uckermark auf den Wahlplakaten ein. Dazu führte der SPD-Regierungschef einen Wahlkampf von größtmöglicher Distanz zu „Berlin“ und vor allem zu Olaf Scholz, der keinen einzigen Auftritt im Land hatte.
Woidkes Triumph ist paradox: Die Bundes-SPD feiert einen Sieg, der nicht wegen Scholz gelungen ist, sondern trotz Scholz. Wenn aber die SPD nur noch Wahlen gewinnen kann, indem sie ihren Kanzler versteckt, dann hat die Partei ein ziemlich großes Problem.