Besuch von Charles III. Die Liebe der Deutschen zu den britischen Royals

Noch vor seiner Krönung besucht der britische König Charles III. Deutschland. Diese Zeremonie ist für den 6. Mai in London geplant. Vom 29. bis 31. März wird Charles, der Sohn der verstorbenen Queen Elizabeth II., zum Staatsbesuch in der Bundesrepublik erwartet. Stationen sind Berlin, Brandenburg und Hamburg.
Auch wenn manche mit den Augen rollen – in Deutschland dürften beim Besuch Charles III. Zehntausende Menschen vorm Fernseher sitzen. Das große Interesse an der britischen Königsfamilie liegt nach Ansicht einer Biografin von König Charles III. auch in der Abwesenheit der Monarchie in Deutschland begründet.
In Ländern, in denen nicht der König das Staatsoberhaupt sei und als Monarch durch Steuergelder finanziert werde, könne das Drama rund um die Royal Family in einem viel einfacheren Rahmen betrachtet werden, sagte Autorin Catherine Mayer („Charles III. – Mit dem Herzen eines Königs“) bei einem Gespräch in London. „Da muss man nicht darüber nachdenken, was es für die Politik bedeutet, dass diese Institution im Mittelpunkt steht.“
Deutsche wollen keinen König
Die meisten Menschen in Deutschland fänden es übrigens nicht gut, wenn das Staatsoberhaupt der Bundesrepublik König statt Bundespräsident heißen würde. Einer repräsentativen Umfrage zufolge stimmen dem nur acht Prozent von insgesamt 1005 Befragten zu. Die Umfrage führte kürzlich das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag des Magazins „Stern“ durch.
Das sei fast der gleiche Wert wie bei einer Befragung im Jahr 2015, berichtete der „Stern“ am Dienstag. Vor acht Jahren seien es neun Prozent der Befragten gewesen.
Gegenteil einer Utopie
Doch zurück zu den britischen Royals. Mit dem Drama um die Scheidung von Charles und seiner ersten Frau Prinzessin Diana und deren Unfalltod in den 1990er Jahren habe die Anteilnahme an den Vorgängen im Königshaus stark zugenommen, analysierte Catherine Mayer. Nicht nur im angelsächsischen Raum, sondern auch in Deutschland.
Zunächst, also in den 1990ern, seien die Ereignisse rund um den britischen Königshof jedoch „kein Märchen, sondern eher eine Dystopie“ gewesen. Also das Gegenteil einer Utopie, in der eine wünschenswerte Zukunft beschrieben wird. Doch schließlich, so lautet das Fazit von Catherine Mayer, wurde das Leben der Royals als „eine sehr spannende, langlebige Seifenoper“ betrachtet.
Royals als Stellvertreter
Charles und seine heutige Ehefrau Queen Camilla, die ebenfalls mit nach Deutschland kommt, galten anfangs als „die treulosen Liebhaber, die Diana – nach Ansicht von deren Anhängern – furchtbare Dinge angetan haben“. Doch jetzt sähen die Leute im Verhältnis von Charles und Camilla „eine tolle Liebesgeschichte und akzeptieren Camilla als Königin.“
„Zwischen Deutschland und Großbritannien gibt es eine lange Freundschaft, aber auch eine lange Rivalität – und es gibt die Angewohnheit, dem anderen Peinlichkeiten unter die Nase zu reiben“, sagte die Monarchie-Expertin weiter. Die Royals spielten in dieser Beziehung eine Art Stellvertreterrolle: Einerseits würden die Deutschen die Briten um die königliche Familie ein wenig beneiden. Andererseits empfänden sie die Royals als peinlich, wenn diese mal wieder „Drama“ lieferten – letztlich gälten sie eben als typisch britisch.