Meinung Die Deutschland-Koalition von Blieskastel sollte die Pressefreiheit achten

Das Barockstädtchen Blieskastel. Die Grafen von der Leyen bauten sich hier ein Schloss. Ein Nachfahre heiratete Ursula Albrecht,
Das Barockstädtchen Blieskastel. Die Grafen von der Leyen bauten sich hier ein Schloss. Ein Nachfahre heiratete Ursula Albrecht, die heutige EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Politiker von SPD, CDU und FDP haben einen freien Mitarbeiter der Lokalzeitung unter Druck gesetzt. Das gehört sich nicht, schon gar nicht in einem Landkreis, der mit dem Vorkämpfer der Pressefreiheit renommieren geht.

Wenn Wladimir Putin morgens beim Frühstück die Zeitung durchblättert und etwas liest, das ihm missfällt, dann ruft er beim Chefredakteur des Blattes an und lässt den Autor des Artikels feuern.

Als in Deutschland noch Kaiser und Könige regierten, verhielt sich das hierzulande nicht anders. Und in China, Turkmenistan, Eritrea und im Iran geschieht das noch heute so.

Wo Ursula von der Leyen ihren Namen her hat

Das Saarland stand bisher nicht auf der Liste der Staaten, in denen die Pressefreiheit wenig gilt. Dort liegt zwischen Wiesen, Wäldern und Auen das hübsche Barockstädtchen Blieskastel. Sein Bezug zur großen Politik: Hier herrschten einst die Grafen von der Leyen, deren Nachfahre eine gewisse Ursula Albrecht ehelichte, die heute als EU-Kommissionspräsidentin Weltpolitik macht.

Bürgermeister spendiert Freibier, was er sich erstatten lässt

In der kleinen Blieskasteler Welt geht es weniger weltläufig zu, dafür altbacken und rustikal. Beim Bauernfest steigert der Bürgermeister (SPD) seine Beliebtheit, indem er Bons für Freibier und Essen unters Volk bringt, wobei er sich die Kosten aus der Stadtkasse erstatten lässt.

Die Beigeordnete von den Grünen als Petze

Und wenn seine Stellvertreterin von den Grünen das moniert, dann gilt sie beim Bürgermeister und im Stadtrat – der beim Bauernfest natürlich auch auf Steuerzahlers Kosten trinkt und speist – als üble Petze, deren frevlerisches Tun durch Abwahl zu bestrafen ist.

Zu diesem Zweck scheuten sich SPD, CDU und FDP auch nicht, gemeinsame Sache mit der AfD zu machen. Nur weil nicht alle Schwarzen mitmachten, scheiterte die Abwahl ganz knapp. Nun wird die Grüne eben durch Ausgrenzung bestraft und dadurch, dass man die Mitarbeiter im Rathaus versetzt, die man an ihrer Seite wähnt.

Zum Missvergnügen der Obrigkeit

Wen könnte man eigentlich noch bestrafen? Seit über 30 Jahren berichtet ein freier Mitarbeiter der „Saarbrücker Zeitung“ nüchtern und sachlich über alles, was in und um Blieskastel so passiert.

Natürlich auch über die jüngsten Possen. Zum Missvergnügen der Obrigkeit. Also tat sich die Fraktionsspitze der SPD mit Stadträten von CDU und FDP zusammen, um mit ihrer eigenen Vorstellung von Pressefreiheit bei der „Saarbrücker Zeitung“ vorstellig zu werden. Der Mitarbeiter empfand das als Versuch, ihn von der Berichterstattung über Blieskastel zu entbinden. Was die Zeitung natürlich nicht tat.

Werktags wird Hambach-Organisator Siebenpfeiffer vergessen

Die Ironie dieser Geschichte: An hohen Festtagen feiert der Saarpfalz-Kreis, in dem Blieskastel liegt, seinen einstigen Landrat Philipp Jakob Siebenpfeiffer als Vorkämpfer für Pressefreiheit. Der Blieskasteler SPD-Fraktionschef vergisst dieses Wirken des Organisators des Hambacher Festes werktags schon mal, auch wenn er im Brotberuf an höherer Stelle beim Pressefreiheits-Saarpfalz-Kreis wirkt.

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