Politik Coronavirus: Gesundheitsämter in Bereitschaft
Deutschland sieht sich gut vorbereitet auf Erkrankungsfälle durch das neuartige Coronavirus. Das betonen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, und andere Gesundheitsexperten immer wieder. Abläufe und Meldewege für den Ernstfall werden von den Gesundheitsbehörden regelmäßig geprobt. Ein Überblick:
Notfallpläne
Das Robert-Koch-Institut entwickelte ein Ablaufschema für Ärzte zur Abklärung von 2019-nCoV-Verdachtsfällen, Diagnostik, Hygienemaßnahmen, Patientenisolierung sowie Behandlung. Der öffentliche Gesundheitsdienst ist in Bereitschaft. Ein Verdachtsfall setzt eine Meldekette in Gang, und die zuständige Gesundheitsbehörde wird informiert. Ein Verdacht besteht, wenn jemand eine akute Infektion der unteren Atemwege hat und sich bis maximal 14 Tage vor Erkrankungsbeginn in einem Risikogebiet aufhielt. Auch jemand mit weniger schweren Atemwegsproblemen, der aber in Kontakt zu Erkrankten war, wird als Verdachtsfall eingestuft.
Diagnostik
Gerade weil die frühen Symptome einer Coronavirusinfektion denen einer Erkältung oder Grippe ähneln, ist der Verdacht erst durch einen Abstrich aus dem Rachen zu klären. Das Nationale Konsiliarlaboratorium für Coronaviren befindet sich an der Berliner Charité. Dort wurde auch ein Nachweisverfahren für das derzeit in China kursierende Coronavirus entwickelt. Ein Ergebnis liegt nach etwa vier bis fünf Stunden vor.
Flughäfen
Auch an Flughäfen gibt es Notfallpläne. Ein Flugzeug mit Menschen an Bord, die möglicherweise mit dem neuartigen Coronavirus infiziert sind, darf in Deutschland nur fünf Flughäfen ansteuern: Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt, München und Berlin. Nach den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation müssen diese Flughäfen speziell ausgerüstet sein, damit betroffene Passagiere transportiert, diagnostiziert und klinisch versorgt werden können.
Krankenhäuser
Kliniken und Ärzte sind sensibilisiert, an zahlreichen Kliniken konnten Verdachtsfälle bereits ausgeräumt werden. Für Seuchen jedweder Art gibt es Krankenhausalarmpläne und Hygienepläne, der Ernstfall wird regelmäßig geprobt. Bundesweit gibt es auf hochansteckende und lebensbedrohliche Infektionen spezialisierte Kliniken. Dazu zählt die Münchner Klinik Schwabing, wo der erste deutsche Patient mit einer bestätigten Coronavirusinfektion behandelt wird.
Anlaufstelle bei Verdacht
Betroffene sollten ihren Arzt oder ein Krankenhaus aufsuchen, um den Verdacht abzuklären. Wichtig ist es, die Praxis vorher anzurufen und entsprechende Symptome und einen Aufenthalt in einer Risikoregion zu benennen. Dann wird ausgeschlossen, dass Patienten im vollen Wartezimmer sitzen, und es können entsprechende Hygienemaßnahmen ergriffen werden.
Mundschutz
Infektionsexperte Bernd Salzberger hält Schutzmaßnahmen von Bürgern wie das Tragen von Mundschutz derzeit für unnötig. „Persönlicher Schutz ist im Augenblick vollkommen unsinnig“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie. Es sei sinnvoll, als Grippekranker eine Maske zum Schutz anderer Menschen zu tragen. „Aber der Schutz vor einer Infektion von außen ist sehr, sehr schlecht damit.“