Afghanistan Bundeswehr-Luftbrücke endet – Biden droht IS mit Vergeltung

Um den Einsatz der Bundeswehr bei der Luftbrücke für Afghanistan zu würdigen, reiste Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karr
Um den Einsatz der Bundeswehr bei der Luftbrücke für Afghanistan zu würdigen, reiste Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer eigens ins usbekische Taschkent.

5347 Menschen aus 45 Ländern: So viele Evakuierte meldet die Bundeswehr. Im Auswärtigem Amt sind indes noch mehr als 10 000 Afghanen mit Ausreisewunsch registriert. Die USA trauern um mindestens 13 am Donnerstag in Kabul getötete Soldaten.

Nach dem Ende der Evakuierungsmission der Bundeswehr in Afghanistan wurden die verbliebenen Soldaten am Freitagabend in Deutschland zurückerwartet. In drei Maschinen – zwei A400M und ein A310 – seien sie am Freitag in der usbekischen Hauptstadt Taschkent gestartet, teilte die Bundeswehr mit. Sie sollten gegen 19.45 Uhr auf dem Fliegerhorst Wunstorf in Niedersachsen landen.

An Bord waren neben den Soldaten des Einsatzes auch Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), die Wehrbeauftragte Eva Högl (SPD) sowie der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, Deutschlands ranghöchster Soldat. Die Bundeswehr hatte 5347 Menschen aus mindestens 45 Ländern evakuiert, darunter rund 500 Deutsche und mehr als 4000 Afghanen.

Nach dem Ende der elftägigen Evakuierungsaktion sind indes noch etwa 300 Deutsche und mehr als 10.000 Afghanen mit Ausreisewunsch beim Auswärtigen Amt registriert. Das Ministerium wies am Freitag darauf hin, dass sich diese Zahlen ständig änderten. „Es reisen weiterhin Menschen aus, und es melden sich weiterhin Menschen mit einem Ausreisewunsch. Deswegen sind diese Zahlen immer nur Momentaufnahmen“, hieß es.

US-Armee sichert Flughafengelände

Der endgültige Abzug deutscher Soldaten vom Hindukusch stand unter dem Eindruck der verheerenden Bombenexplosionen am Kabuler Flughafen. Dabei waren am Donnerstag mehr als 80 Menschen getötete worden, mindestens 13 davon waren US-Soldaten. 18 weitere amerikanische Militärs wurden verletzt. US-Präsident Joe Biden kündigte Vergeltung an. „Wir werden euch jagen und euch büßen lassen“, sagte Biden an die Drahtzieher gerichtet.

Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) bekannte sich zu den Selbstmordattentaten am Flughafeneingang und an einem Hotel unweit des Airports. Für die USA war der Anschlag die verlustreichste Attacke am Hindukusch seit zehn Jahren. „Wir werden nicht vergeben. Wir werden nicht vergessen“, sagte ein sichtlich erschütterter Biden im Weißen Haus.

Die US-Armee sichert mit 5800 Soldaten das Kabuler Flughafengelände und die Zugangstore. In den vergangenen Tagen waren nach US-Angaben insgesamt mehr als 100.000 Ausländer und gefährdete Afghanen ausgeflogen worden.

Der IS erklärte über sein Propaganda-Sprachrohr Amaq, ein Kämpfer des regionalen IS-Ablegers Provinz Chorasan (ISKP) habe alle Sicherheitsabsperrungen überwunden und sich US-Soldaten auf „nicht mehr als fünf Meter“ nähern können. Er habe dann seine Sprengstoffweste detonieren lassen. Die in Afghanistan herrschenden radikalislamischen Taliban verurteilten derweil den Doppelanschlag.

Auch Niederlande beenden Flüge

Wie Deutschland beendeten auch die Niederlande und Australien am Donnerstag ihre Rettungsflüge, Spanien folgte am Freitagmorgen. Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace kündigte am Freitagmorgen an, die Evakuierungsflüge für britische und afghanische Staatsbürger würden „in wenigen Stunden“ beendet. „Die traurige Tatsache ist, dass nicht jeder rauskommen wird“. Nachdem Frankreichs Premierminister Jean Castex eigentlich das Ende der Evakuierungsmission angekündigt hatte, sagte Europaminister Clément Beaune am Freitag, der Einsatz könne „vielleicht noch nach heute Abend“ weiter gehen.

Allerdings wurden weitere Anschläge in Kabul befürchtet. „Wir erwarten, dass diese Angriffe weitergehen werden“, sagte etwa der Chef des Zentralkommandos der US-Streitkräfte, General Kenneth McKenzie. Bereits vor dem Doppelanschlag hatten die USA und andere westliche Staaten vor Attentaten am Kabuler Flughafen gewarnt.

Türkei verhandelt mit Taliban

Die türkische Regierung führte erste Verhandlungen mit den radikalislamischen Taliban über deren Vorschlag, dass Ankara künftig den Flughafen in der afghanischen Stadt betreibt. Seinem Land sei angeboten worden, den operationellen Betrieb des Airports zu übernehmen, sagte Staatschef Recep Tayyip Erdogan. Die Sicherung des Airports wollten die Taliban selbst übernehmen.

Die Vereinten Nationen kündigten für Montag ein Afghanistan-Krisentreffen des UN-Sicherheitsrates an. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte eine für das Wochenende geplante Israel-Reise ab.dpa/afp

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