Frankreich Brisante Buchveröffentlichung: Sexszenen vom Klassenstreber

Französischer Wirtschafts- und Finanzminister und Freizeit-Schriftsteller: Bruno Le Maire.
Französischer Wirtschafts- und Finanzminister und Freizeit-Schriftsteller: Bruno Le Maire.

Wirtschafts- und Finanzminister Le Maire erregt mit neuem Roman die Gemüter der Franzosen

Vielleicht wäre das Interesse an dem Buch ohne die Erotikszene geringer. Vielleicht hat sie der Autor des 480 Seiten dicken Wälzers gerade geschrieben, um Aufsehen zu erregen. Denn bereits in seinem 2004 erschienen Roman „Der Minister“ gab sich Bruno Le Maire wenig prüde, als er einen Liebesakt beschrieb.

Das Pikante daran: Der 54-Jährige hat mit „Fugue américaine“, zu Deutsch „Amerikanische Flucht“, nicht nur ein neues Werk vorgelegt, sondern ist auch und vor allem französischer Wirtschafts- und Finanzminister. Kritiker nennen es verstörend, dass sein jüngster Roman ausgerechnet jetzt erscheint – während Frankreichs Schuldenberg 3000 Milliarden Euro beträgt und die US-Ratingagentur Fitch die Bonität des Landes herabstufte.

Kritik von Macron

Zitate aus den anzüglichen Abschnitten des Buches wurden bereit am 1. Mai aufgegriffen. Auf Plakaten hieß es unter anderem, Le Maire könne sich die Rentenreform in jenen Anus stecken, den er in dem Buch beschreibt. Darin entkleidet sich eine Frau vor einem der Protagonisten, zeigt ihm ihre Brüste und streckt ihm den Hintern entgegen.

Es handelt sich bereits um die 14. Buchveröffentlichung Le Maires und um das fünfte Werk seit 2017, als er das Wirtschafts- und Finanzministerium übernahm. Dem Magazin „Le Canard Enchaîné“ zufolge kritisierte Präsident Emmanuel Macron bereits 2021 die vielen Bücher aus der Feder von Regierungsmitgliedern. „Irgendwann werden die Leute glauben, dass die Minister nichts zu tun haben und ihre Zeit mit Schreiben verbringen“, wurde Macron damals zitiert.

Kein Charisma

Le Maire verteidigt sich gegen die Kritik. Die Sexszene gehe nur über ein paar Zeilen. Und sein Amt fülle er voll und ganz aus: „Nichts wird meine Freiheit zu schreiben stoppen.“ Seinen Büchern widme er sich in den Ferien, nachts und frühmorgens. Zehn Jahre habe er an seinem neusten Roman gearbeitet, in dem es um eine Begegnung zweier fiktiver Brüder mit dem Pianisten Vladimir Horowitz geht.

Dass der 54-Jährige bei der Präsidentenwahl 2027 kandidieren möchte, ist kein Geheimnis. „Gäbe man Bruno Le Maire die Schlüssel des Élysée-Palastes, würde er den Job einwandfrei machen“, sagt ein Vertrauter Macrons. „Das Problem ist, dass es vorher Wahlen gibt und er kein Charisma hat.“ Sollten die Erotikszenen dazu dienen, seinen Ruf als Klassenstreber etwas zu verwischen, dann ist dies gelungen.

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