CDU-Vorsitz Bewerbungsgespräch im luftleeren Raum

Stellten sich den Fragen des CDU-Nachwuchses (von links): Norbert, Röttgen, Armin Laschet und Friedrich Merz.
Stellten sich den Fragen des CDU-Nachwuchses (von links): Norbert, Röttgen, Armin Laschet und Friedrich Merz.

Nach der ersten Vorstellungsrunde der drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz bleiben viele Fragen offen. Eine direkte Auseinandersetzung findet kaum statt.

Am Ende ist der unentschlossene Nachwuchs auch nicht viel schlauer. Freddie von der Jungen Union (JU), bei der ersten Debatte der drei CDU-Vorsitzbewerber als unentschiedener Beobachter neben drei „Fangirls“ der Kandidaten präsentiert, hat auch nach rund eineinhalb Stunden keinen Favoriten. Nur dass er Norbert Röttgen nicht so gut findet, weiß er nun. Dass Freddie nicht weitergekommen ist, dürfte nicht nur an den vielfach erwartbaren Äußerungen der Kandidaten liegen, sondern auch am Debattenformat.

Wegen der Corona-Pandemie stehen Röttgen, Armin Laschet und Friedrich Merz zwar gemeinsam auf einer Bühne – das Publikum allerdings fehlt. Und die per Video eingespielten Fragen von JU-Mitgliedern sind aufgezeichnet, so dass auch in diesem Fall kein echtes Gespräch entsteht.

Bei den Eröffnungsstatements ist Laschet als erster dran. Der NRW-Ministerpräsident setzt, häufig lächelnd, voll auf die Karte des freundlichen Landesvaters. Zugleich präsentiert sich Laschet als Integrierer. Viele sagten, in der Corona-Pandemie müsse vor allem die Gesellschaft zusammengehalten werden – „ich sage: das mach ich“, versichert der 59-Jährige. Für die CDU verspricht er Ähnliches.

Ein Lächeln kommt Friedrich Merz eher selten auf die Lippen. Er spricht von der nötigen „Erneuerung der sozialen Marktwirtschaft“, von einem „zu langsam“ und „zu träge“ gewordenen Land, das wieder Gründergeist und Innovationskraft brauche. Mit der „jungen Generation“ will der 64-Jährige eine Vereinbarung schließen, um Gesetze zu verhindern, die die Lasten auf diese abwälzt.

Besonders dramatische Worte wählt Norbert Röttgen. Deutschland stecke in einer „Jahrhundertpandemie“ und einer „Jahrhundertrezession“ , es laufe ein „Epochenbruch“, es werde noch „dramatische Veränderungen“ geben. „Im Wesentlichen“ seien darauf weder Deutschland, noch die CDU vorbereitet, konstatiert der 55-Jährige. Nötig sei deshalb „ein Programm der Erneuerung“ – für die Partei und das Land. „Politik der modernen Mitte“ nennt Röttgen das, was ihm vorschwebt.

So präsentieren sich die drei Juristen aus Nordrhein-Westfalen im Stil sehr unterschiedlich. Doch wenn es inhaltlich konkret wird, sind die Gegensätze oft gar nicht so groß. Zum Teil werden Unterschiede allerdings auch deshalb nicht deutlich, weil die Herren nicht auf die gestellten Fragen antworten, sondern abschweifen. Viele aktuelle Themen kommen zudem gar nicht oder nur ganz am Rande zu Sprache – Flüchtlingspolitik, Rechtsextremismus, Armut, Geschlechtergerechtigkeit. In der Außenpolitik bleibt es bei Allgemeinplätzen. Ein direkter Schlagabtausch zwischen den Kandidaten bleibt ebenfalls aus.

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