Spähaffäre Auch Frankreichs Präsident Macron auf Spähliste

Ob Emmanuel Macrons Handy wirklich gehackt wurde, ist unklar.
Ob Emmanuel Macrons Handy wirklich gehackt wurde, ist unklar.

Von den internationalen Spähaktionen mithilfe der Software Pegasus ist möglicherweise auch der französische Präsident Emmanuel Macron betroffen: Eine seiner Handynummern steht auf einer geleakten Liste, wie das hinter den Enthüllungen stehende Reporter-Netzwerk Forbidden Stories in Paris mitteilte.

Laut „Süddeutscher Zeitung“ sind insgesamt 14 amtierende und ehemalige Staats- und Regierungschefs auf der Spähliste aufgeführt. Die Spuren führen offenbar nach Marokko. In Frankreich sollen neben Macron auch der frühere Regierungschef Edouard Philippe und 14 weitere Regierungsmitglieder zu den Spähzielen gehört haben. Wie die Zeitung „Le Monde“ und der Sender Radio France berichten, stehen sie „auf einer Liste von Nummern, die einer der Sicherheitsdienste des marokkanischen Staates als Nutzer der Spionage-Software Pegasus für einen möglichen Hackerangriff geführt hat“.

Marokko bestreitet Verwicklung

Marokko bestreitet eine Verwicklung in die Affäre. Es handele sich um „unbegründete Anschuldigungen“, zitierte die „Süddeutsche Zeitung“ die marokkanische Botschaft in Paris. Die Regierung des Königreichs und ihre Behörden hätten „niemals Computersoftware erworben“, um „Kommunikationsgeräte zu infiltrieren“.

Brisant ist dies, weil laut Radio France auch der marokkanische König Mohammed VI. und sein Umfeld auf der „Liste möglicher Ziele“ stehen. Laut Bericht könnten zudem der marokkanische Regierungschef Saad-Eddine El Othmani und der pakistanische Premierminister Imran Khan ausgespäht worden sein.

Für Frankreich Sache „sehr ernst“

Auch der frühere belgische Regierungschef Charles Michel, der heute EU-Ratspräsident ist, steht laut „SZ“ auf der Liste. Nach Angaben der „Washington Post“ wurden darüber hinaus Nummern der Präsidenten des Irak und Südafrikas, Barham Saleh und Cyril Ramaphosa, gefunden.

Ob Macrons Handy wirklich gehackt wurde, ist unklar. Der Chef des Journalisten-Netzwerks Forbidden Stories, Laurent Richard, sagte, eine technische Analyse des Mobiltelefons könne nur Frankreich selbst vornehmen.

Der Elyseé-Palast nannte die Vorwürfe „sehr ernst“ und kündigte eine Untersuchung an. Ziel sei es, „Licht ins Dunkel zu bringen“, hieß es aus Macrons Büro. Ein Berater des Präsidenten betonte, die Sicherheitsvorkehrungen für die Mobiltelefone Macrons seien sehr hoch.

Ermittlungen eröffnet

Die Spähsoftware Pegasus wird von der israelischen Spionagefirma NSO Group hergestellt. Reporter ohne Grenzen rief Israel auf, ein Exportmoratorium für die Technologie zu verhängen. Die Software sei dafür benutzt worden, weltweit „die Telefone von zehntausenden Journalisten und Menschenrechtsaktivisten zu hacken“, erklärte die Organisation.

Die französische Justiz hatte deshalb bereits am Dienstag Ermittlungen eröffnet. In dem Land sollen Journalisten der Enthüllungsplattform „Mediapart“ und der Satire- und Investigativzeitung „Canard enchaîné“ abgehört worden sein.

Die Spähaffäre war am Sonntag durch internationale Medienberichte bekannt geworden. Das Reporter-Netzwerk Forbidden Stories und Amnesty International stellten Medien aus zehn Ländern dafür Dokumente zur Verfügung.

Vorwürfe gegen israelischen Software-Hersteller

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