Corona Angst vor „reichen Eliten“ hat Konjunktur

Laut einer Studie vermischt sich bei manchen die Ablehnung von Corona-Maßnahmen mit kruden Theorien.
Laut einer Studie vermischt sich bei manchen die Ablehnung von Corona-Maßnahmen mit kruden Theorien.

Verschwörungstheorien prägen die Sicht vieler Menschen auf die Corona-Pandemie. Teilweise sind auch antisemitische Narrative darunter. Das zeigen neue Studien.

Die neue Auswertung einer Befragung der Hans-Böckler-Stiftung unter mehr als 5000 Erwerbstätigen und Arbeitsuchenden vom Sommer hat ergeben, dass fast jeder fünfte Erwachsene in Deutschland in hohem Maß Verschwörungsmythen rund um die Corona-Pandemie zustimmt. Dabei geht es auch um Zweifel an der Gefährlichkeit des Virus. Sehr grundlegende Kritik an den Corona-Schutzmaßnahmen leite sich daraus ab, wie die gewerkschaftsnahe Böckler-Stiftung am Donnerstag mitteilte.

Bei den 18 Prozent, die ein hohes Ausmaß an Zustimmung äußerten, sei nur wenig Differenzierung zwischen sachlich-kritischen Positionen und offenen Verschwörungsmythen zu beobachten. Mehr als 90 Prozent der Befragten, die Aussagen wie „Die derzeitigen Einschränkungen der Freiheitsrechte stellen eine Bedrohung der Demokratie dar“ zustimmen, unterstützen demnach auch mindestens eine der Aussagen: „Ich kann mir vorstellen, dass hinter der Pandemie eine Elite steht, die eine neue Weltordnung schaffen will“ oder „Ich kann mir vorstellen, dass die Pandemie von Eliten benutzt wird, um die Interessen von Reichen und Mächtigen durchzusetzen“.

Antisemitisches Gedankengut

Diese Sichtweisen gebe es unter Menschen ganz unterschiedlicher Bildungsgrade, aber unter Befragten mit niedrigem Einkommen und niedrigem Schulabschluss seien sie überdurchschnittlich verbreitet. Das gilt der Studie nach auch für jüngere Befragte und solche, die bislang keine Corona-Infektionen in ihrem näheren Umfeld hatten, außerdem in Ostdeutschland sowie bei Menschen, die unter der Corona-Krise finanziell gelitten haben. Diese Muster deuteten darauf hin, dass Gefühle von „Ohnmacht und Kontrollverlust“ eine Hinwendung zu Corona-Zweifeln und Verschwörungsmythen begünstigen können, sagte Studienautor Andreas Hövermann. Ferner zeige sich eine „erhebliche Überschneidung“ zwischen Zweifeln und Verschwörungsmythen und der Bereitschaft, AfD, ungültig oder gar nicht zu wählen.

Der Bundesverband der Recherche und Informationsstellen Antisemitismus (Rias) verzeichnet derweil einen massiven Anstieg antisemitischer Vorfälle mit verschwörungstheoretischem Hintergrund. In der Pandemie seien Behauptungen aufgetaucht, Juden verbreiteten das Virus, um die Welt zu kontrollieren, sagte die Rias-Referentin für Bildung, Tanja Kinzel, am Donnerstag in Bonn. Zudem lehnten Anhänger von Verschwörungsmythen die Corona-Politik der Regierung ab, da sie hinter ihr jüdische Einflussnahme vermuteten.

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