Politik Angriff der Internet-Zombies

Um das Online-Spiel „Minecraft“ drehten sich die Anstrengungen der Hacker.
Um das Online-Spiel »Minecraft« drehten sich die Anstrengungen der Hacker.

Es war eine mächtige digitale Zombie-Armee, die im Jahr 2016 das Internet in Angst und Schrecken versetzte. Hunderttausende am Netz hängende Geräte – Router, Drucker, aber auch Überwachungskameras – waren ohne Wissen der Besitzer gekapert und virtuell zu einem sogenannten Bot-Netz zusammengeschlossen worden. Auf Befehl mysteriöser Hintermänner, die diese Armee fernsteuerten, konnten damit Server mit sinnlosen Anfragen bombardiert und in die Knie gezwungen werden. Großes Aufsehen erregte vor gut einem Jahr ein Angriff bisher unbekannten Ausmaßes auf den US-Internetdienstleister Dyn. In der Folge waren die Seiten von Netflix, Twitter, Amazon oder Airbnb zeitweise nicht mehr zu erreichen. Auch der gesamte Internetverkehr von Liberia wurde von dem Bot-Netz lahmgelegt, das fortan unter dem Namen „Mirai“ bekannt war. Wegen dessen enormer Schlagkraft gingen Experten davon aus, dass eigentlich nur staatliche Hacker dahinterstecken könnten – zumal die Attacken im Vorfeld der US-amerikanischen Präsidentenwahl auftraten. Die Furcht vor politischer Sabotage aus dem Ausland war damals groß. Jetzt stellt sich heraus: Nordkorea oder die Russen waren es gar nicht, sondern drei Studenten aus den USA. Das FBI war ihnen in monatelangen Ermittlungen auf die Spur gekommen, gerade haben sie sich vor einem Gericht in Anchorage, Alaska, schuldig bekannt. Die Jungs Anfang 20 entwickelten die Schadsoftware, ließen sie auf vernetzte Geräte im „Internet der Dinge“ los und kontrollierten „Mirai“, wie aus den Gerichtsunterlagen hervorgeht. Absurd, dass drei Twens in der Lage waren, das Internet in seinen Grundfesten zu erschüttern. Noch kurioser ist, zu welchem Zweck sie eigentlich ihre Zombie-Armee aufmarschieren ließen: Sie wollten Geschäfte bei dem beliebten Online-Spiel „Minecraft“ machen und mit gezielten Angriffen Konkurrenten außer Gefecht setzen. Kollateralschäden nicht ausgeschlossen. Die „Mirai“-Gefahr ist allerdings keineswegs gebannt. Denn die Schadsoftware ist in der Welt, wird längst von anderen eingesetzt – wie sich zum Beispiel beim massenhaften Ausfall von Telekom-Routern Ende 2016 zeigte. Mit den Bot-Netzen ist es eben wie mit den Zombies: nicht totzukriegen, solange es Millionen schlecht vor Hackern gesicherte Geräte im Internet gibt.

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