Politik Österreich: Wunsch nach dem „starken Mann“

„Man sollte einen starken Führer haben, der sich nicht um ein Parlament und Wahlen kümmern muss.“ Dieser Aussage haben bei einer Umfrage in Österreich nicht weniger als 23 Prozent der Befragten zugestimmt. „Das ist extrem hoch“, sagt der Historiker Oliver Rathkolb, der die Umfrage im Auftrag des österreichischen Zukunftsfonds betreut hat. Die Nähe zum totalitären Regieren gehe sogar über das hinaus, was derzeit in der Türkei und Russland politischer Alltag sei. Vor zehn Jahren, als die Frage schon einmal gestellt wurde, beantworteten sie 14 Prozent mit „Ja“. „Es zeigt die Sorge der Menschen, in turbulenten Zeiten unter die Räder zu kommen“, sagt Rathkolb. Ohne gleich einen Systemwechsel zu befürworten, wünschen sich sogar 43 Prozent der Österreicher einen solchen starken Mann. Für die Mehrheit bleibt die Demokratie noch die beste Regierungsform, sie hat laut Rathkolb aber an Zustimmung verloren. Ob daraus Rückenwind für FPÖ, AfD oder den französischen Front National wird, hänge vom Angebot der anderen ab, so Rathkolb. Auch eine demokratieorientierte Führung, die glaubhaft das soziale Gefüge aufrechtzuerhalten suche, könne attraktiv sein. Die Umfrage zeigt auch, dass vielen Jüngeren historische Kenntnisse fehlen: Unter den bis 35-Jährigen sind 55 Prozent der Meinung, dass der Nationalsozialismus Österreich nicht nur Schlechtes gebracht habe. Unwissen und der Hang zum autoritären Staat hängen eng zusammen. |dpa

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