Rheinland-Pfalz Zur Sache: Die Alsenborner Bajasse

Alsenborn, das heute Teil der Gemeinde Enkenbach-Alsenborn (Kreis Kaiserslautern) ist, war im 19. Jahrhundert ein Zentrum von Zirkusleuten in der Pfalz. Die Artistenkolonie geht wohl auf den Händler Johann Justus Schramm zurück. 1834 wird er erstmals als Marionettenspieler in den Registern aufgeführt, später firmiert er auch als Musikant. Einer seiner Söhne heiratete eine Seiltänzerin aus dem ebenfalls als Artistenort bekannten südpfälzischen Kirrweiler. Seit den 1830er Jahren tauchte in entsprechenden Schriften der Name Traber auf, eine Komödiantenfamilie aus dem Elsass. Allmählich entwickelte sich Alsenborn durch diverse Liebschaften und Heiratsbeziehungen zu einem wichtigen Ort für das sogenannte fahrende Volk. Die Einheimischen fanden das illustre Treiben bisweilen suspekt. Sie nannten die Zirkusleute „Bajasse“. Allerdings wurde dieser Spottname in der Folge von den Bewohnern der umliegenden Gemeinden als Synonym für alle Alsenborner benutzt. Anfangs lehnten die Alsenborner das vehement ab. Das Wort „Bajasse“ geht wohl auf das Italienische (pagliacco) oder das Französische (pailasse) zurück und hat die Bedeutung Hanswurst oder Clown. Mittlerweile hat im Ort ein Umdenken eingesetzt. Die Alsenborner haben gelernt, mit ihrer Geschichte zu leben und die Zirkustradition als etwas Besonderes zu schätzen. Sogar ein kleines Museum wurde eingerichtet: das „Bajasseum“. Es ist nicht die einzige Erinnerung an vergangene Zeiten. Am Ortseingang befindet sich auf einem Kreisel die Skulptur eines Elefanten. Sie erinnert an die Geschichte des örtlichen Schreinermeisters Schmitt. In den Wirren des Ersten Weltkriegs wurden zwei Elefanten in der Alsenborner Schulscheune untergebracht. Weil die Pferde im Krieg eingesetzt wurden, waren kaum noch Tiere zur Bestellung der Felder vorhanden. Schreinermeister Schmidt soll daher 1917 die Idee gehabt haben, einen der beiden Elefanten vor den Pflug zu spannen. Doch das große Tier trampelte durch die Felder, zerstörte die Ernte und bespritzte – wie in eingeübten Kunststückchen – seine Umgebung mit Wasser. Zwar verhungerten die beiden Dickhäuter im Ersten Weltkrieg, aber gemeinsam mit Schreinermeister Schmidt gingen sie in die Dorfgeschichte ein. ►

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